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Wirtschaft: Atomkraftwerke sollen länger am Netz bleiben Verband argumentiert mit Kosten und Innovationen

Berlin Die deutschen Atomkraftwerke sollen nach dem Willen des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) länger am Netz bleiben als bisher geplant. Das forderte der Technologieverband gestern bei der Vorstellung seiner Studie zur Stromversorgung im Jahr 2020.

Berlin Die deutschen Atomkraftwerke sollen nach dem Willen des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) länger am Netz bleiben als bisher geplant. Das forderte der Technologieverband gestern bei der Vorstellung seiner Studie zur Stromversorgung im Jahr 2020. Nach dem Konsens zwischen der Bundesregierung und den Kraftwerksbetreibern gehen die letzten Atomkraftwerke schon 2020 vom Netz – unabhängig davon, ob deren Regellaufzeit von 32 Jahren erfüllt ist. Den Plänen der Bundesregierung, den Strombedarf dann mit einem Mix aus Kohle, Gas und erneuerbaren Energien zu decken, erteilte der Verband eine Absage.

Der VDE-Vorschlag: Die jüngeren Kernkraftwerke sollten über 2020 hinaus die Hälfte der heutigen Strommenge liefern. Die regenerativen Energien - Wind, Wasser und Sonne - lieferten dann rund 15 Prozent der Energie zu (Regierungspläne: 25 Prozent). Der Rest des Stroms würde durch Kohle, Gas, Öl und Müllverbrennung erzeugt.

Die Investitionskosten bis 2020 beziffert der VDE für sein Modell auf 85 Milliarden Euro gegenüber 123 Milliarden für die Regierungspläne. Außerdem würde der Weiterbetrieb die Kohlendioxid-Emissionen auf unter 302 Millionen Tonnen drücken helfen – wichtig im Hinblick auf das Kyoto-Abkommen, wonach sich Staaten verpflichtet haben, ihre Treibhausgase zu reduzieren. Auch der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, inzwischen Vorstandsvorsitzender der RAG, hatte sich im Vorfeld für eine Laufzeitverlängerung ausgesprochen – obwohl er als damaliger Wirtschaftsminister den Atomausstieg 2001 mit der Industrie ausgehandelt hatte.

Mit den längeren Laufzeiten der 20 deutschen Kernkraftwerke will der Verband die Entwicklung der so genannten Kernfusion vorantreiben, um herkömmliche Kernspaltung bis 2050 zu ersetzen. Bei der Fusionstechnik wird die Kernschmelzung, wie sie etwa auf der Sonne stattfindet, in einem Kraftwerk nachempfunden.

Kernfusion hat laut Alexander Bradshaw, Direktor des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, Vorteile gegenüber der herkömmlichen Kernspaltung: So soll es keine nuklearen Unfälle wie in Tschernobyl geben können. Außerdem falle radioaktiver Abfall an, dessen Strahlung schneller abnimmt - es wäre nur noch eine Zwischenlagerung und keine Endlagerung nötig. mbe

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