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Wirtschaft: Auch Kleinverdiener müssen sparen können Allianz-Vorstand Faber über die Herausforderung, eine zuverlässige private Altersvorsorge zu garantieren

Verunsicherung ist wohl aktuell die herrschende Grundstimmung bei vielen Deutschen. Anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, endlose Debatten über überfällige Reparaturen an den sozialen Sicherungssystemen und auch die Gefährdung durch den internationalen Terrorismus haben in unserer Gesellschaft ihre Spuren hinterlassen.

Verunsicherung ist wohl aktuell die herrschende Grundstimmung bei vielen Deutschen. Anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, endlose Debatten über überfällige Reparaturen an den sozialen Sicherungssystemen und auch die Gefährdung durch den internationalen Terrorismus haben in unserer Gesellschaft ihre Spuren hinterlassen.

Nicht nur gegenüber der Politik, auch gegenüber der Wirtschaft ist der Vertrauensverlust deutlich spürbar: Wen nicht schon das Platzen der letzten Börsenblase aufgeschreckt hat, den mögen die Rekordzahlen bei Unternehmenspleiten oder spektakuläre Fälle von Wirtschaftsbetrug misstrauisch gemacht haben. Auch auf Seiten der Wirtschaft sind der Euphorie und Selbstüberschätzung in den späten neunziger Jahren Ernüchterung und tiefe Skepsis gefolgt. So scheinen die Zeichen heute auf Beschränkung und Rückzug zu stehen.

Doch gibt es auch andere Signale: Nach einer kürzlich veröffentlichten repräsentativen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Allianz wünschen sich 90 Prozent der Bundesbürger vor allem eines: Selbstbestimmung. Gleichzeitig geben 81 Prozent der Deutschen an, dass „Sicherheit in der Lebensplanung“ für sie wichtig sei. Dieses Ziel sehen jedoch nur 59 Prozent als erfüllt an.

Auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch: Lebt man doch nach landläufiger Vorstellung entweder selbstbestimmt mit hohen persönlichen Risiken oder sicher in festen Bindungen. Offenbar haben inzwischen viele Deutsche erkannt, dass auch auf Staat und Politik und vermeintlich starke Arbeitgeber nicht immer Verlass ist. Daraus resultiert der gewachsene Wunsch nach Selbstbestimmung.

Die Studie hat auch gezeigt, wie unzufrieden Menschen werden, wenn ihnen für die eigenständige Lebensplanung kein Spielraum mehr bleibt. So ist in den neuen Bundesländern und in Berlin die Lebenszufriedenheit am geringsten. Dort klafft auch die größte Lücke zwischen Wunsch nach eigenständiger finanzieller Lebensplanung und der Möglichkeit dazu. Dagegen leben in Baden-Württemberg und Hessen die meisten zufriedenen Menschen – und dort haben auch die meisten Menschen ein ausreichendes Einkommen, um finanziell ihr Leben langfristig zu planen. Der Zeithorizont für die private Vorsorge ist in ganz Deutschland zu kurz: Nur 30 Prozent der Bundesbürger denken hier über einen Zeitraum von über zehn Jahren hinaus.

Die Bürger werden umdenken müssen. Der Staat kann keine umfassende Daseinsvorsorge mehr gewährleisten. Die Politik sollte den Menschen reinen Wein darüber einschenken, in welchem Ausmaß zusätzliche Anforderungen auf sie zukommen werden. Was die Deutschen brauchen, sind langfristig kalkulierbare Rahmenbedingungen. In Deutschland sollten alle Menschen, vor allem die Bezieher niedriger Einkommen, Spielraum zur finanziellen Vorsorge gewinnen. Deshalb sind die geplanten Steuererleichterungen so wichtig. Und deswegen sollten auch die Abgabensätze der Sozialversicherung weiter spürbar gesenkt werden. Dies darf nicht allein dazu dienen, den Konsum anzukurbeln. Vor allem müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Bürger in ihre persönliche Zukunft und Sicherheit investieren können.

Die Studie hat auch gezeigt, dass die Bürger ihre Lebenspartner und andere Familienmitglieder als Gesprächspartner in finanziellen Fragen zu Rate ziehen, bevor sie Banken, Versicherungen oder Vermögensmanager kontaktieren. Je stärker die Bürger selbst vorsorgen, desto wichtiger werden aber kompetente, geschulte Berater für die finanzielle Lebensplanung. Das bedeutet für beide Seiten mehr Verantwortung. Mit der Suggestion von schnellem Geld kann man kein Vertrauen mehr gewinnen. Auch wollen die Menschen mehr als nur Geldanlageprodukte. Gefragt sind Lösungen, die sich flexibel den Zielen, Wünschen und Problemen der Menschen anpassen. Die Finanzdienstleister müssen also den Lebenszyklus ihrer Kunden in den Blick nehmen. Auch bei den Risiken sollten sie über die einzelne Geldanlage hinaus urteilen können. Diesem Anspruch bei der Beratung aller Kunden gerecht zu werden, ist auch für unsere Branche eine große Herausforderung.

Joachim Faber ist Mitglied des Vorstands der Allianz Group Foto: imago

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