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Wirtschaft: „Auf Dauer reicht das nicht“

Die EZB sollte die Zinsen noch ein weiteres Mal senken

Herr Schmieding, die Europäische Zentralbank hat den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte verringert. Reicht dies?

Vorerst reicht dies, um die europäische Wirtschaft zu stabilisieren, aber auf die Dauer wird es nicht genug sein.

Hatten Sie auf einen größeren Zinsschritt gehofft?

Nein, zum jetzigen Zeitpunkt hatte ich nicht mit mehr als 0,5 Prozentpunkten gerechnet, aber ...

Sie erwarten also noch weitere Zinssenkungen?

Wir erwarten, dass die EZB den Leitzins im September erneut um einen halben Prozentpunkt senkt. EZBPräsident Wim Duisenberg hat dies auch angedeutet.

Hat die Europäische Zentralbank denn noch genügend Spielraum für eine erneute Zinssenkung?

Ja, den hat sie.

Was brauchen wir in Europa noch, um höhere Wachstumsraten zu erreichen?

Zunächst weiter sinkende Zinsen. Zudem eine Weltwirtschaft, in der die Investitionsneigung zunimmt. Insbesondere die Europäer sind auf die Ausfuhr von Investitionsgütern angewiesen. Schließlich müssen die Lohnnebenkosten sinken. Nur so lässt sich die Investitionsneigung auch im Inland erhöhen.

Apropros Exporte, wird die Zinssenkung den Kurs des Euro gegenüber dem Dollar drücken?

Nein. Der Kurs des Euro ist wegen der Schwäche des Dollars gestiegen. Und der Dollar wird schwach bleiben, solange internationale Investoren durch das überbordende US-Leistungsbilanzdefizit beunruhigt werden.

Ist die Gefahr, dass wir in eine Deflationsphase rutschen, durch die Zinsentscheidung geringer geworden?

Die Gefahr einer echten Deflationsspirale war sowieso gering. Durch die Zinssenkung hat sie sich noch weiter verringert.

Das Gespräch führte Daniel Rhée-Piening.

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