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Wirtschaft: Auf dem Weg in die Chefetage

Zoé Nautré ist erste Stipendiatin des Tagesspiegels.

Von Carla Neuhaus

Berlin - „Man kommt sich hier ein wenig vor wie bei den Vereinten Nationen“, sagt Zoé Suzanne Nautré. Die 33-jährige Deutsch-Französin steht im Auditorium der European School of Management and Technology (ESMT), es ist ihr erster Tag im MBA-Programm der privaten Berliner Hochschule. Schon jetzt, nach der ersten Vorstellungsrunde, ist sie von der internationalen Atmosphäre begeistert. Sie und ihre 40 Kommilitonen kommen aus 24 verschiedenen Ländern, darunter Nepal, Simbabwe und Südkorea. In den kommenden zwölf Monaten werden sie hier in Berlin zu Führungskräften ausgebildet.

Ermöglicht wird Nautré das Studium durch das Tagesspiegel Diversity Scholarship – ein Stipendium, das in Kooperation mit dem Tagesspiegel ins Leben gerufen worden ist, um die Ausbildung von Führungskräften mit Migrationshintergrund zu fördern. Die Idee dahinter: Bislang sind Manager mit Migrationshintergrund in deutschen Führungsetagen noch unterrepräsentiert. Dabei zeigen Studien immer wieder, dass Teams, in denen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenarbeiten, mehr Ideen haben.

Nautré ist in Frankreich geboren, in Deutschland aufgewachsen. Als Kind sprach sie zu Hause Französisch, im Kindergarten und später in der Schule Deutsch. Sie hat sowohl einen französischen als auch einen deutschen Pass. Ihr Deutsch ist akzentfrei, Berlin ihr Lebensmittelpunkt. Dennoch weiß sie, wie es ist, in zwei Kulturen aufzuwachsen und wie wichtig Integration ist. Deshalb hat sie sich auch einige Zeit bei Al Nadi engagiert, einer Berliner Organisation, die arabische Frauen im Alltag unterstützt. Nautré hat dort Deutschkurse gegeben und Ausflüge in die Oper oder ins Museum organisiert.

Auch sonst zieht sich die Internationalität wie ein roter Faden durch Nautrés Lebenslauf. Neben Deutsch und Französisch spricht sie fließend Englisch und Arabisch. Vor allem der arabische Raum hat es ihr seit einem Praktikum in der saudi-arabischen Botschaft in Berlin angetan. Sie hat in Syrien die Sprache gelernt und in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ, heute GIZ) gearbeitet. Nach ihrer Promotion über Demokratieförderung in der arabischen Welt war sie zuletzt Länderreferentin für Syrien und Libanon im Auswärtigen Amt. Die syrische Revolution sei ihr sehr nahegegangen. „Jetzt hoffe ich, dass sich der Umbruch auch künftig zum Positiven hin entwickelt“, sagt sie.

Nun hat sie ihren Arbeitsplatz noch einmal gegen den Hörsaal getauscht. Wie sie haben auch ihre Kommilitonen bereits Berufserfahrung, sind Ingenieure, Börsenhändler oder Unternehmer. „Durch das Programm kann ich mich mit Menschen austauschen, die ich sonst nie getroffen hätte“, sagt Nautré. „Das wird bestimmt ein tolles Jahr.“ Carla Neuhaus

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