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Wirtschaft: Auf den Zahn gefühlt

Wer mehr will, als die Kassen bieten, braucht eine Zusatzversicherung – die Unterschiede sind gewaltig

Zahn kaputt, Brille zerbrochen, beim Heilpraktiker in Behandlung? Das kann teuer werden, denn die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen immer weniger der anfallenden Kosten. Der Zuschuss zu Brillen ist im vergangenen Jahr ganz gestrichen worden, für den Besuch beim Krankengymnast wird ein kräftiger Zuschuss fällig und gerade, wer eine komplizierte Zahnbrücke braucht, sollte früh anfangen zu sparen.

Helfen kann eine private Zusatzversicherung, die auch die gesetzliche Krankenkassen ihren Versicherten seit dem vergangenen Jahr anbieten dürfen. „Zusatzversicherungen lohnen sich grundsätzlich für alle, die mehr wollen“, sagt Ulrike Steckkönig, Versicherungsexpertin von Finanztest. Doch die Palette der Tarife ist groß. Und weil der teuerste Tarif noch lange nicht die beste Leistung garantiert, lohnt ein genauer Vergleich.

Der Münchner Marktforscher Fair4U hat gerade 99 Zusatzversicherungen umfassend untersucht – und erhebliche Unterschiede festgestellt. Je geringer das Risiko der Versicherten war, bei einer Erkrankung oder einem Unfall einen Teil der Kosten selbst übernehmen zu müssen, desto besser fiel das Urteil in der Fair4U-Untersuchung aus. Der Münchner Verein beispielsweise, der teuerste Anbieter, verlangt für seinen privaten Zusatzschutz zur Krankenversicherung von einem 30-jährigen Mann rund 64 Euro, von einer gleichaltrigen Frau rund 94 Euro.

Bei der Debeka – als einem der günstigsten und zugleich besten Anbieter – zahlt ein 30-jähriger Mann für vergleichbare Leistungen nur gut 13 Euro, eine gleichaltrige Frau kommt auf etwas mehr als 22 Euro (siehe nebenstehende Tabelle, in der die besten 15 Angebote abgebildet sind). Teurer ist der Testsieger Continentale, der nach Angaben von Untersuchungsleiter Christian Machner aber auch umfassende Leistungen bietet.

Die Unternehmen bieten die Zusatzversicherungen meist als Komplettpaket inklusive Zahnersatz, Brillen- und Reisekrankenversicherung an. „Grundsätzlich kann man aber auch alles einzeln versichern“, sagt Machner. Da Zusatztarife für die stationäre Krankenhausbehandlung „relativ teuer“ seien, rät er, diese bei Bedarf immer extra abzuschließen. Eine zusätzliche Versicherung für Brillen oder Kontaktlinsen lohne sich dagegen nicht. Auch beim besten Tarif (Universa) würden nur Kosten bis maximal 300 Euro übernommen.

Beim Zahnersatz, Naturheilverfahren und Heilpraktikerbehandlung sollten Verbraucher darauf achten, wie viel Prozent der anfallenden Kosten der Versicherer pro Jahr erstattet (Summenbegrenzung). Hier gibt es oft große Unterschiede, die erst bei genauerem Hinsehen auffallen.

Verbraucherschützer raten dringend davon ab, die Wahl der Krankenkasse von deren privaten Ergänzungsangeboten abhängig zu machen. „Die Rabatte der gesetzlichen Kassen liegen nur im Centbereich“, sagt Finanztest-Expertin Steckkönig. Sie empfiehlt, zuerst ein gutes Angebot auf dem freien Markt zu suchen und erst dann zu gucken, ob die eigene Kasse ein besseres Angebot bietet. Die Wahl einer günstigen Krankenkasse sei immer wichtiger als eine günstige Zusatzversicherung. Und selbst, wer bei der eigenen Kasse einen privaten Ergänzungstarif abgeschlossen hat, sollte sich nicht davon abhalten lassen, zu einer günstigeren Kasse zu wechseln. Er kann die Zusatzversicherung mitnehmen. Es könnte allerdings sein, dass sie etwas teurer wird, weil der Beitragsrabatt wegfallen kann. Bei einem deutlich günstigeren Beitragssatz der neuen Kasse lohnt sich der Wechsel trotzdem.

Maren Peters

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