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Wirtschaft: Auf Loewenjagd

Gerüchte über Kaufinteresse des US-Konzerns treiben Aktie der Kronacher an.

Berlin - Am Montag war es gar nicht so einfach, die Webseite von Loewe aufzurufen – die Zahl der Anfragen war einfach zu hoch. Vor allem aus den USA. Denn viele wollten sich informieren, wer diese Firma aus Deutschland ist, an der Apple interessiert sein soll. Der Technologie- Blog AppleInsider hatte am Wochenende berichtet, der US-Konzern habe rund 88 Millionen Euro für Loewe geboten. Demnach habe das fränkische Unternehmen, dessen größter Aktionär der japanische Technologiekonzern Sharp ist, bis Ende der kommenden Woche Zeit für eine Entscheidung. „Unserem Management liegen aktuell keine Informationen vor, dass sich Apple finanziell an Loewe beteiligen will“, wies ein Loewe-Sprecher die Berichte am Montag zurück.

Hintergrund sind die seit Jahren kursierenden Spekulationen, dass Apple an der Entwicklung eines eigenen vollwertigen Fernsehers arbeitet, der weit über die aktuell von Apple angebotene Set-Top-Box hinausgeht. Offiziell schweigt der US- Konzern zu den Berichten. Die Gerüchte erhielten jedoch vergangenen Oktober mit der Veröffentlichung der Biographie des verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs neue Nahrung. In dem Buch erzählt Jobs, der Apple-Fernseher habe „die einfachste Benutzeroberfläche, die man sich vorstellen kann“. Daher wird spekuliert, dass der Fernseher über die Sprachsteuerung Siri bedient wird. Komplizierte Fernbedienungen, wie man sie von DVD-Spielern oder Set-Top-Boxen kennt, hätten dann ausgedient. Über den Fernseher hat man dann Zugriff auf alle Daten – Fotos, Videos, Musik – der angeschlossenen (Apple-)Geräte sowie auf die im Netz abgelegten Informationen.

Tatsächlich würde das puristische Design der edlen Loewe-Fernseher gut zu Apple passen. Loewe jedenfalls fasste es als Kompliment auf, mit Apple in Verbindung gebracht zu werden. Tatsächlich ist Loewe für den US-Konzern kein unbekanntes Unternehmen. Apple vertreibt in seinen deutschen Läden speziell auf seine Produkte abgestimmte Lautsprecher von Loewe. Auch lassen sich Apples iPads oder iPhones als Fernbedienung für Loewe- Fernseher nutzen.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass beide Hersteller im Premiumsegment angesiedelt ist. Während der Durchschnittspreis moderner Flachbildfernseher über alle Größen hinweg bei 600 Euro liegt, kostet ein Loewe-Gerät im Schnitt 2000 Euro. Für das neue Produkt „Connect ID“ verlangt Loewe ab 1500 Euro. Allerdings wird das Unternehmen wohl kaum die Stückzahlen produzieren können, die Apple benötigt. Loewe baut in Kronach pro Jahr gerade einmal 200 000 Fernsehgeräte.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1923 von den Brüdern Siegmund und David Ludwig Loewe in Berlin. Nach dem Krieg zogen sie nach Oberfranken um. In eine tiefe Krise geriet das Unternehmen um die Jahrtausendwende, weil es den Wechsel zum Flachbildschirm zunächst verschlafen hatte. 2004 stieg Sharp als rettender Investor ein. Doch in den vergangenen Jahren ging der Umsatz zurück. 2011 erlöste Loewe mit 1000 Mitarbeitern 274,3 Millionen Euro, der Fehlbetrag lag bei 10,5 Millionen Euro.

Die Börse nahm die Spekulationen über Apples Interesse positiv auf. Die Loewe-Aktie schoss in der Spitze auf 6,25 Euro hoch – ein Plus von knapp 38 Prozent zum Vortag. Corinna Visser

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