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Wirtschaft: Auf Nummer sicher

Spekulieren ohne Risiko? Eine Anlage mit doppeltem Boden?

Spekulieren ohne Risiko? Eine Anlage mit doppeltem Boden? Nach den vergangenen zwei Börsenjahren ist das Balsam auf geschundene Anleger-Seelen. Fonds, die Renditen mit Crashschutz versprechen, gehen zurzeit weg wie die berühmten warmen Semmeln. Die deutschen Fondsgesellschaften überschwemmen den Markt mit Produkten mit beruhigenden Beinamen wie "Garant", "Kasko", "Control" oder "Protect".

Allein die DWS, Fondstochter der Deutschen Bank und Marktführerin, hat 2001 insgesamt knapp 1,6 Milliarden Euro frisches Geld für ihre Garantiefonds erhalten. Jeder fünfte neu investierte Euro ging damit in eine abgesicherte Anlage. 660 Millionen Euro hat in diesem Jahr allein der DWS Global Flex A eingesammelt, der noch bis April zur Zeichnung offen steht.

Doch lohnt ein Investment in Garantiefonds auch jetzt, da viele Experten wieder von steigenden Kursen an den Börsen ausgehen? Viele Experten sind zumindest skeptisch. Vor zwei Jahren wäre der Kauf von Sicherheitsprodukten sinnvoller gewesen", lautet das Urteil des Bundesverbandes Deutscher Investmentgesellschaften (BVI). In der aktuellen Börsenphase seien bei langfristigen Anlagezeiträumen "ganz normale Blue-Chips-Fonds" sinnvoller. Auch das Magazin "Finanztest" stellte vor einiger Zeit fest, dass sich Garantiefonds nur bei kurzen Laufzeiten in schwachen Börsenphasen lohnen.

Denn das Fonds-Fangnetz ist ein teurer Spaß, der zwar in der Baisse beruhigt schlafen lässt, bei steigenden Kursen jedoch zum Renditefresser wird. Das liegt an der Konstruktion der meisten Papiere: Manche von ihnen sichern nicht nur gegen Verluste ab, sondern drosseln auch die Gewinndynamik. Als Airbag dienen den meisten Produkten Optionen und Renten: Der Uni-Garant Euro Stoxx 50 von Union Investment, der ebenfalls gerade zur Zeichnung offen steht, investiert beispielsweise nur 50 Prozent des Fondsvermögens über Zertifikate in Aktien. Zehn Prozent gehen zur Absicherung in Put-Optionsscheine, 40 Prozent in Rentenpapiere, die verlässliche Zinsen abwerfen und zur Finanzierung der Puts gekauft werden. Die Fondsgesellschaft garantiert dabei nicht mehr und nicht weniger als eine Nullverzinsung: 2007, am Ende der Fonds-Laufzeit, wird zumindest das investierte Kapital zurückgezahlt - ohne Depotkosten und Ausgabeaufschlag. Allerdings: Fondsvergleiche zeigen, dass nach Anlagezeiträumen von fünf Jahren nur selten ein Standardwerte-Aktienfonds im Minus notiert.

Absicherungskosten schmälern Rendite

Und auch bei den Kapitalschutz-Produkten gilt die Garantie nur zum Ende der Laufzeit. Wer zwischenzeitlich sein Geld braucht, muss in den meisten Fällen nicht nur Rücknahmegebühren zahlen, sondern auch auf die Garantie verzichten: "Manche Fonds sind so konstruiert, dass sie während der Laufzeit sogar bei steigenden Märkten im Minus notieren", räumt Norbert Blass ein, Produktmanager Publikumsfonds bei der Fondsgesellschaft Activest. Der Activest Global-Star Control, aufgelegt am 4. September 2001, also nahe den Tiefstständen an den internationalen Börsen, investiert in 16 dividendenstarke Papiere weltweit - allerdings nicht direkt, sondern über den von der Hypo-Vereinsbank errechneten Global Dividend Runner Index, auf den Partizipationsscheine gekauft wurden. Zur Senkung der Kosten erwirbt der Fonds ferner Nullkupon-Anleihen. Die bisherige Bilanz: plus 3,1 Prozent. Normale Fonds, die in dividendenstarke Papiere investieren, haben dagegen seit den Tiefs weit besser abgeschnitten. Schuld daran sind vor allem die hohen Absicherungskosten: "18 Prozent", bestätigt Blass, "zahlt der Kunde zur Absicherung ".

Um auch in Zeiten steigender Börsen Kunden zu gewinnen, tüfteln die Finanzmathematiker in den Fondsgesellschaften inzwischen immer neue Konstrukte aus, die eine größtmögliche Teilhabe an steigenden Kursen gewährleisten sollen. Der Global Flex A der DWS soll den Kunden an den Rendite-Chancen der Märkte in "nahezu vollem Umfang" beteiligen. Möglich sein soll das mit dem 20-prozentigen Optionsanteil auf Dachfonds der DWS, der das Kursplus mit einem Hebel vervielfachen will. Das ist auch nötig, denn zur Absicherung gehen 80 Prozent der eingezahlten Gelder in festverzinsliche Wertpapiere. Der typische Global Flex A-Kunde, so DWS-Sprecherin Simone Schröter, wolle in ein paar Jahren eine Immobilie erwerben - und sein Geld bis dahin sicher zwischenparken, ohne auf allzu viel Rendite zu verzichten.

"Vom Besten das Meiste" verspricht Hornblower mit dem Garantiefonds "Best of World": Der Anleger investiere dabei "automatisch" in dem Markt mit der besten Performance, verspricht Hornblower-Experte Björn Veddersen. Ein Mal pro Vierteljahr werde der Beste aus den drei Indizes S & P 500 (USA), Topix (Japan) und Euro Stoxx 50 (Europa) ausgewählt. Auch hier sollen Call-Optionen für das Kursplus sorgen, während Festverzinsliche das Geld sichern.

Veddersen sieht momentan auch "einen idealen Zeitpunkt" für ein Investment in Garantieprodukten. Denn die meisten Anleger seien noch angeschlagen von den Verlusten der letzten Jahre", wollten nun aber wieder die Chancen von Aktien nutzen. Der Fonds-Experte räumt aber auch ein, dass "sich der Garantiefonds nicht lohnt, wenn die Märkte kontinuierlich steigen". Wissen sollten Anleger auch: Festverzinsliche Wertpapiere schütten Zinsen aus - und die müssen außerhalb der Freibeträge versteuert werden. Und bei Garantiezertifikaten fallen zudem auch nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist Steuern auf die Kursgewinne an. Da kann der Airbag sehr schnell löchrig werden.

Veronika Csizi

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