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Kribbeln im Bauch. Das spürt Joachim Scholl immer noch bei jeder Ansage. Foto: dpa

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Wirtschaft: Auf Sendung gehen

Eine Karriere als Radiomoderator lässt sich nicht planen. Oft entscheidet der Zufall, wer am Ende an das Mikrofon darf.

Die Sprecherzieherin sagt, Joachim Scholl habe nicht die klarste Artikulation. Er selbst findet, er bringt den Buchstaben „S“ nicht richtig heraus. Trotzdem sitzt Scholl seit inzwischen 20 Jahren als Moderator vor dem Mikrofon. Denn er kann etwas, was für einen Radiomoderator viel wichtiger ist als fehlerfrei einen Text vorzulesen: „Er hat die Begabung, mit Menschen ein gutes Gespräch zu führen“, sagt Heike Martin, Sprecherzieherin beim Deutschlandradio. Und deshalb hört man ihm gerne zu.

Drei Sendungen moderiert Scholl (51) derzeit im Deutschlandradio: Er macht mit anderen Moderatoren im Wechsel das Magazin Radiofeuilleton, das unter der Woche von 9 bis 12 Uhr läuft. Er macht eine Talksendung in der Nacht, in der Gäste zu einem aktuellen Thema anrufen können. Und er hat eine Interviewsendung, in der er einen Gast 90 Minuten lang befragt. Trotzdem, sagt er, hat er immer noch ein Kribbeln im Bauch, wenn im Studio das rote Licht angeht und er wieder auf Sendung ist.

Auf Sendung sein: Davon träumen viele junge Menschen. Denn der Beruf des Radiomoderators hat etwas Glamouröses. „Am Mikrofon sitzen ist, wie auf der Bühne zu stehen. Man hat ein Publikum und wird gehört“, sagt Sprecherzieherin Martin. Und spannend ist es in jedem Fall: Radiomoderatoren treffen im Laufe ihrer Zeit durch ihre Sendung viele interessante Menschen. Sie haben mit immer neuen Themen zu tun.

Und irgendwie scheint es auch vergleichsweise leicht verdientes Geld zu sein: So drauflos zu quatschen, kann nicht besonders schwer sein, mag mancher denken. Doch das ist ein Irrtum.

„Viele junge Menschen haben eine falsche Vorstellung von dem Beruf“, sagt Martin. „Viele glauben, es reiche aus, gerne und viel zu reden.“ Der Job ist jedoch mehr als das. Moderatoren müssen durch eine Sendung führen. Sind sie gut, bauen sie eine Verbindung zum Hörer auf. Sie brauchen Ausstrahlung und sollten witzig und schlagfertig sein. „Entscheidend ist, was für ein Typ ich bin“, sagt Martin.

Wer als Moderator zu einem Radiosender möchte, sollte frühzeitig anfangen in diesem Metier zu arbeiten. „Junge Menschen sollten sich nach einem Bürger- oder Studentenfunk umsehen, bei dem sie mitmachen können“, rät Martin. Ohne Erfahrung könne man im Rundfunkbereich nichts erreichen.

Da es laut Bundesagentur für Arbeit keine Ausbildung zum Moderator gibt, führt der Weg in den Job oft über ein Journalistik-Studium. Danach sollten sich Absolventen am besten für ein Volontariat bei einem Radiosender oder für einen Platz an einer Journalistenschule bewerben. „Die meisten Volontäre bekommen in der Ausbildung eine Möglichkeit, zu moderieren“, erklärt Martin. „Wenn es der Zufall dann will, gibt es plötzlich ein neues Sendeformat im Haus, für das neue Moderatoren gesucht werden. Und schon ist man dabei.“

Die Gehaltsaussichten von Radiomoderatoren sind ganz unterschiedlich. Es ist davon abhängig, ob sie für ein privates oder ein öffentlich-rechtliches Radio arbeiten, wie groß der Sender ist und wie bekannt der Moderator ist. Die Bundesagentur für Arbeit gibt als Grundgehalt einen Rahmen von 2467 bis 2763 Euro brutto an. dpa

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