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Wirtschaft: Auf zu viel Risiko gesetzt Schlechter Start für Spitze der Deutschen Bank

Düsseldorf - Hugo Bänziger ist in der Bankenwelt hoch angesehen. Deutsche- Bank-Chef Josef Ackermann lobte seinen Risikovorstand im vergangenen Monat noch einmal persönlich dafür, dass er „toxische Wertpapiere frühzeitig abgebaut hat“.

Düsseldorf - Hugo Bänziger ist in der Bankenwelt hoch angesehen. Deutsche- Bank-Chef Josef Ackermann lobte seinen Risikovorstand im vergangenen Monat noch einmal persönlich dafür, dass er „toxische Wertpapiere frühzeitig abgebaut hat“. Und auch für Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, ist Bänziger ein Spitzenmanager, „der weiß, wie man das Geldverdienen am Ende auch überlebt“. Doch unter den künftigen Bankchefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die offiziell zwar erst am 1. Juni die Macht in den Frankfurter Banktürmen übernehmen, aber jetzt schon die Entscheidungen über ihr Top-Management getroffen haben, ist für Risikovorstand Bänziger kein Platz mehr.

Der 56-jährige Schweizer hat die Deutsche Bank zwar geschickt wie kaum ein anderer durch die Weltfinanzkrise gesteuert – seit Ausbruch der Krise Mitte 2007 mussten die Frankfurter „nur“ Abschreibungen von 17,3 Milliarden Euro hinnehmen, bei der Bank of America waren es 87,6 Milliarden Euro, bei der britischen Großbank HSBC 42,5 Milliarden Euro.

Aber Bänziger und seine 4500 Mitarbeiter „bremsten die von Anshu Jain geführten riskanten Geschäfte der Investmentbanker auch immer wieder aus“, berichten Insider. Für Bänziger hatte Sicherheitsstreben stets Priorität vor Risikobereitschaft. Zumindest für Jain, den das Wirtschaftsmagazin „Economist“ einst als „bond junkie“ bezeichnete, gilt diese Prioritätenfolge nicht unbedingt.

Jain geht schon mal gerne auf Risiko – auch bei der Neubesetzung des künftigen Vorstands. So gelangte der Name von Jains Wunschnachfolger für Bänziger in die Öffentlichkeit, noch bevor die Finanzaufsicht Bafin über dessen Eignung befunden hatte. Peinlich für Jain: Die Finanzaufseher ließen den US-Amerikaner Bill Broeksmit, wie berichtet, wegen mangelnder Führungserfahrung glatt durchfallen. Tatsächlich hatte Broeksmit mit nur rund 100 Mitarbeitern das Risikomanagement lediglich der Investmentbank verantwortet. Mit ihm als Nachfolger von Bänziger hätten die Investmentbanker wohl leichtes Spiel gehabt.

An die Stelle von Broeksmit rückt jetzt der 46-jährige Schotte Stuart Lewis als „Chief Risk Officer“ in den Vorstand. Er ist bisher die rechte Hand von Bänziger gewesen – und eigentlich auch sein natürlicher Nachfolger. Doch zunächst hatte gerade die Nähe zu Bänziger gegen den Schotten gesprochen. Das Risikomanagement soll künftig aufgeteilt werden. Das sogenannte Treasury erbt nun Finanzvorstand Stefan Krause. Das kann gefährlich werden, denn Liquiditätsreserven von fast 220 Milliarden Euro gilt es regelmäßig anzulegen. HB

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