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Wirtschaft: Aufregende Aktien 2000: Infineon: Nach rasantem Start am Ausgangspunkt

Aus heutiger Sicht erscheint es völlig unverständlich. Vor dem Börsengang am 13.

Aus heutiger Sicht erscheint es völlig unverständlich. Vor dem Börsengang am 13. März war die Aktie des früheren Siemens-Konzernbereichs "Halbleiter" 33-fach überzeichnet. Mit einem Emissionsvolumen von 6,07 Milliarden Euro war die Infineon-Emission die größte Börseneinführung eines Hightech-Unternehmens weltweit und nach der Telekom-Aktie die zweitgrößte in Deutschland bis dahin. Die Platzierung hätte zeitlich nicht besser abgestimmt sein können. Die Börsen boomten, Internet und New Economy waren in aller Munde, jeder wollte Technologie-Aktien haben. Die Telefonleitungen der Emissionsbanken waren am ersten Börsentag lahmgelegt, die Internet-Seiten der Direktbanken teilweise schwer zu erreichen.

Privatanleger hatten bei Infineon allerdings das Nachsehen. Nur jeder sechste kam per Losverfahren zum Zuge, 60 Prozent der Aktien gingen an institutionelle Investoren. Der Siemens-Konzern kassierte bei einem Ausgabepreis von 35 Euro den maximalen Ertrag rund 5,5 Milliarden Mark.

Zuerst sollten die Optimisten Recht behalten, am ersten Tag notierte die Aktie bei 70 Euro. Im Juni - nach der Aufnahme in den Dax - erreichte sie ihren bisherigen Höchststand von 93,40 Euro. Seitdem ging es jedoch bergab. Von den im Sommer ausgegebenen Kurszielen von 100 Euro ist der Titel weit entfernt.

Was viele ignoriert hatten: Die Halbleiter-Branche ist ein extrem zyklisches Geschäft. Infineon kann sich trotz guter Ergebniszahlen nicht gegen den Trend der Branche stemmen, jede Gewinnwarnung eines Chip-Herstellers aus den USA versetzt dem Kurs der Siemens-Tochter einen neuen Schlag. Infineon hat zwar bei der Vorlage des Jahresabschlusses Anfang November gezeigt, dass Umsatz und Ergebnis immer noch über dem Branchenschnitt liegen, doch der Kurs der Aktie verlor an diesem Tag allein sechs Prozent. Verhaltene Geschäftserwartungen im Bereich Speicherprodukte hatten die Anleger verunsichert. Das Listing an der US-Technologiebörse Nasdaq hat dem einstigen Börsenliebling bisher nicht viel genutzt: Die Aktie wird kaum gehandelt, der Kurs stürzte im Sog der allgemeinen Schwäche der Wachstumswerte ab.

Siemens-Chef Heinrich von Pierer hat es wohl geahnt. Auf einer Pressekonferenz im Dezember gab er bekannt, dass der Siemens-Konzern, der noch 71 Prozent der Infineon-Anteile hält, sich langfristig von seinem Paket trennen will. Das solle möglichst marktschonend geschehen, sagte von Pierer, doch dem Kurs der Aktie hat diese Ankündigung nicht gut getan. Erstzeichner können am Ende des Börsenjahres zwar noch einen kleinen Gewinn verzeichnen; in der Woche vor Weihnachten notierte das Papier aber nur noch bei rund 40 Euro.

S. Schmitt

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