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Wirtschaft: Aufschwung rückt in greifbare Nähe

ZEW-Konjunkturbarometer steigt und zieht Börsen mit – Institut für Weltwirtschaft: Das Wachstum bleibt schwach

Berlin (mot/dpa). In der Wirtschaft setzt sich die Einschätzung durch, dass die Konjunkturkrise überwunden und der Aufschwung in greifbare Nähe gerückt ist. Nach einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wird ein stärkeres Wachstum ab 2004 immer wahrscheinlicher. Der monatlich ermittelte ZEWStimmungsindex stieg von 52,5 Punkten im August deutlich auf 60,9 im September. Auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ist der Auffassung, dass Deutschland die Talsohle durchschritten hat. Die amerikanische Notenbank signalisierte zudem, dass sie die Erholung der US-Wirtschaft unterstützen will – sie ließ die Leitzinsen auf einem Rekordtief.

Es sind aber nicht nur die optimistischen Erwartungen der Unternehmer und Volkswirte, die auf einen Aufschwung deuten. So waren zuletzt der Ifo-Geschäftklimaindex und der Einkaufsmanagerindex mehrmals gestiegen. Im Juli schlug sich die bessere Stimmung auch in den Büchern der Unternehmen nieder. Die Umsätze des verarbeitenden Gewerbes und die inländischen Auftragseingänge legten laut Statistischem Bundesamt zu. Auch der Außenbeitrag stieg. „Waren es vor einem Monat noch vor allem die Börsendaten, signalisieren nun erste Fundamentaldaten eine beginnende Konjunkturerholung“, schreibt das ZEW. An der Börse sorgte dies für steigende Kurse: Der Dax gewann 1,38 Prozent auf 3564,75 Punkte.

Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) stimmte in den Optimismus ein. Es gebe Zeichen, dass „es wieder aufwärts geht“, sagte er bei einem Rundgang über die Internationale Autoausstellung in Frankfurt. „Die Industrie, die hier ausstellt, hat es verdient“, sagte Eichel. Auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sprach von „einigen Indikatoren“ für eine Belebung. Dazu zähle auch die Entwicklung in den USA und Japan.

Aufschluss über die weiteren Aussichten für die US-Konjunktur gaben am Dienstag Daten zur Preisentwicklung: So stiegen die Verbraucherpreise im August um 0,3 Prozent an – ein Indiz für eine Belebung der Wirtschaftstätigkeit. Zum entsprechenden Vorjahresmonat seien die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent geklettert, teilte das US-Handelsministerium in Washington mit. Die US-Notenbank Fed beschloss, die Leitzinsen auf 1,0 Prozent zu belassen, dem niedrigsten Stand seit 45 Jahren. Die Zinsen könnten für eine „beträchtliche Zeit“ niedrig gehalten werden, erklärte der Offenmarktausschuss. Beobachter werten dies als Signal dafür, dass die Notenbank an eine Erholung der US-Wirtschaft glaubt und weitere Zinssenkungen für unnötig hält. Die Börse reagierte kaum auf den Beschluss.

Trotz der Zuversicht mahnten Experten zur Zurückhaltung: Wachsen werde das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) erst wieder 2004, schreibt das IfW in seinem Konjunkturbericht. „Für das dritte Quartal 2003 deuten die Frühindikatoren auf eine leichte Zunahme des Bruttoinlandsprodukts hin“, heißt es. Das Institut geht aber weiter nur von einer Stagnation in diesem und einem Plus von 1,8 Prozent im kommenden Jahr aus. „Maßgeblich für die Erholung sind die Belebung der Weltkonjunktur und die niedrigen Zinsen“, heißt es. Die Erholung bleibe zu schwach, um die Arbeitslosigkeit zu senken.

IWF fordert zügige Reformen in der EU

Auch in der Euro-Zone hellt sich der Konjunkturhimmel auf. Die vom ZEW befragten Fachleute sind für den Wirtschaftsraum sogar optimistischer als für die deutsche Wirtschaft. Mit Blick auf das kommende Jahr teilt auch der Internationale Währungsfonds (IWF) diese Einschätzung: Das BIP werde 2004 in der Euro-Zone um zwei Prozent zulegen, teilte der IWF mit. In diesem Jahr werde die Euro-Wirtschaft aber nur um 0,5 Prozent wachsen. Im April hatten die IWF-Konjunkturexperten das Wachstum mit 1,1 Prozent noch mehr als doppelt so stark eingeschätzt. Für das kommende Jahr waren damals 2,3 Prozent Wachstum angenommen worden.

Kritisch sieht der IWF die Budgetdefizite in Deutschland und Frankreich. Auch die Kieler IfW-Ökonomen glauben, dass mangelnde Disziplin die Glaubwürdigkeit der deutschen Etatpolitik beschädigt. So rechneten die Verbraucher damit, dass die auf 2004 vorgezogene Steuerreform durch zusätzliche Schulden und spätere Steuererhöhungen finanziert werde. „Unter diesen Umständen wird die Steuersenkung den privaten Konsum zwar stimulieren, die Wirkung wird aber etwa im Vergleich zur Steuersenkung 2001 gering bleiben“, schreiben sie.

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