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Wirtschaft: Aus Feinden werden Freunde (Kommentar)

So spannend war Wirtschaft noch nie. Es sollte noch viel mehr feindliche Übernahme-Angebote geben.

So spannend war Wirtschaft noch nie. Es sollte noch viel mehr feindliche Übernahme-Angebote geben. Der Fall Mannesmann hat in Deutschland einen kollektiven Lenrprozess ausgelöst. Wir beginnen, die Spielregeln der internationalen Märkte zu verstehen; die antikapitalistischen Fundamentalkritiker sind verstummt. Das war ein Reifungssschub mit mindestens drei Lektionen. Erstens: Feindliche Übernahmen sind nur für das Management des angegriffenen Unternehmens feindlich. Denn es muss im Erfolgsfall damit rechnen, gefeuert zu werden. Die Wirtschaftpolitik hat deshalb gelernt, dass es albern ist, sich auf eine Seite zu schlagen, im törichten Glauben, Gutes zu tun. Zweitens ist für jedermann zu sehen, dass die Entscheidung über Halten oder Tauschen der Mannesmann-Aktie Information und Transparenz voraussetzt. Die Verteidigungsschrift, die Mannesmann am Freitag präsentierte, benötigt für ihre Argumente über acht große Zeitungsseiten. Eine Anlage in Mannesmann-Aktien am 10. Januar 1995 wäre heute fast 50 Prozent mehr wert als ein vergleichbares Engagement in Vodafone-Aktien, schreiben die Verteidiger. Dann ist die Entscheidung klar? Glücklicherweise nicht. Der vergleichbare Chart im Übernahmeprospekt von Vodafone will mit einer indexierten Kurve der Kursenwicklung nachweisen, dass seit 1997 der Kurs der Mannesmann-Aktien um 330 Prozent, jener der Vodafone-Anteile aber um 510 Prozent gestiegen ist. Das führt zur dritten, sicherlich banalen Einsicht: Weder Kurven, noch Prospekte und Anzeigen entlasten den Anleger vom Risiko der Entscheidung.

Rainer Hank

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