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Ausbildung: Glos will Lehrlingsgehälter einfrieren

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat sich Forderungen aus der Wirtschaft angeschlossen und für ein Einfrieren von Lehrlingsgehältern plädiert.

Berlin - Er forderte am Freitag in Berlin von den Tarifpartnern, auf eine Erhöhung der Bezüge zu verzichten, wenn dafür feste Zusagen für mehr Ausbildungsplätze gemacht würden. Insgesamt zeigten sich der Minister sowie die übrigen Partner des Ausbildungspaktes zuversichtlich, dass die vereinbarte Zahl neuer Ausbildungsmöglichkeiten auch in diesem Jahr zustande kommen werde. Die Gewerkschaften erklärten den Pakt dagegen erneut für gescheitert.

Der Verzicht auf die Erhöhung von Lehrlingsgehältern sei ein Weg, um mehr Jugendliche in Ausbildung zu bringen, sagte Glos weiter. «Ich würde mich freuen, wenn mehr Tarifparteien diesen Weg beschreiten würden.» Glos betonte zugleich, dass er nicht für eine Absenkung der Vergütungen sei. Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt forderte darüber hinaus gesetzliche Änderungen, um die Vergütung betrieblicher Azubis auf bis zu 280 Euro pro Monat absenken zu können. Zudem müssten die Pflicht zur Übernahme von Azubis in einem Betrieb gestrichen und die möglichen Arbeitszeiten von jungen Lehrlingen insbesondere in Hotels und Gaststätten verlängert werden.

Kritik an Glos kam aus der SPD: Mit dem Einfrieren von Ausbildungsvergütungen werde «kein einziger neuer Ausbildungsplatz geschaffen», erklärte der SPD-Arbeitsmarktexperte Klaus Brandner. Wer motivierte und leistungsbereite Lehrlinge haben wolle, müsse sie auch angemessen bezahlen. Die Vizevorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Ingrid Sehrbrock, kritisierte Glos' Vorstoß als «Ablenkungsmanöver». Selbst das Handwerk sehe die Höhe der Ausbildungsvergütung nicht als Problem, unterstrich sie.

Alle Partner wollen nach eigenen Angaben am Ausbildungspakt festhalten. «Er hat sich kolossal bewährt», sagte Glos. Nach Angaben des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Ludwig Georg Braun, ist damit zu rechnen, dass es im Herbst 325.000 bis 328.000 abgeschlossene Ausbildungsverträge gibt. Das seien bis zu 8000 mehr als im vergangenen Jahr, womit auch die deutlich größeren Schulabgängerzahlen in diesem Jahr untergebracht werden könnten. «Wir werden auch im Jahr 2006 allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot machen können», bekräftigte Braun die Vorgaben des Paktes.

Auch Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD), der vor drei Wochen noch gesagt hatte, die Ausbildungszurückhaltung der Betriebe liege «knapp am Skandal», zeigte sich insgesamt zuversichtlich. «Es wird nicht so gut sein, wie wir es uns erhofft haben. Aber wir haben die Chance auf ein befriedigendes Ergebnis.» Ende Juni fehlten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit knapp 200.000 Ausbildungsplätze. Damit dürfte die Lehrstellenlücke laut BA in diesem Jahr noch größer sein als 2005.

Mit dem vor zwei Jahren geschlossenen Ausbildungspakt verpflichtet sich die Wirtschaft, pro Jahr 30.000 neue Lehrstellen anzubieten. 25.000 weitere Plätze sollen jedes Jahr für Einstiegsqualifikationen geschaffen werden, bei denen die Betriebe Sach- und Personalkosten und die Agenturen für Arbeit einen Unterhaltszuschuss tragen. Müntefering erklärte sich am Freitag zu einer Ausweitung dieses Programms bereit, wenn die Betriebe ebenfalls mitzögen.

Die Gewerkschaften kritisieren, durch den Pakt würden unter dem Strich keine zusätzlichen Lehrstellen geschaffen, sondern allenfalls wegfallende ausgeglichen. Der DGB fordert stattdessen ein Sofortprogramm für 50.000 neue außerbetriebliche Ausbildungsplätze. Eine Nichterfüllung des Pakts hat für die Unternehmen keine negativen Folgen. Die Gewerkschaften fordern daher eine Zwangsabgabe für nicht ausbildende Betriebe. (tso/ddp)

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