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AUSBILDUNG: Jede vierte Firma streicht Lehrstellen

Die Krise schlägt jetzt auch auf den Ausbildungsmarkt durch. Am stärksten sind die Industrieregionen betroffen, ergab eine umfassende Umfrage

Berlin - Der Abschwung hat den Ausbildungsmarkt erreicht. Mehr als jedes vierte deutsche Unternehmen streicht 2009 Lehrstellen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) unter 14 000 Firmen ergab. Die Zahl der Ausbildungsangebote in Industrie und Handel dürfte insgesamt um fünf bis zehn Prozent von zuletzt 365 000 zurückgehen. Damit wäre ein großer Teil des Zuwachses seit dem Start des Ausbildungspaktes 2003 zunichtegemacht.

Regional wirke sich der Rückgang der Angebote unterschiedlich aus, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Exportorientierte Firmen in Bayern und Baden-Württemberg, etwa Maschinenbauer und Autozulieferer, schränkten ihr Lehrstellenangebot stärker ein. In Berlin dagegen dürfte es nach Einschätzung der IHK keine Einbrüche geben. „Berlin kommt in diesem Fall seine Strukturschwäche zugute, weil es hier wenig Industrie gibt“, sagte IHK-Experte Christoph von Knobelsdorff. „Wir erwarten nur einen Rückgang des Lehrstellenangebots um maximal fünf Prozent.“

Die entscheidende Frage im weiteren Verlauf sei nun, wie sich die Konjunktur im Frühjahr entwickle, sagte Wansleben. Denn viele kleinere Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten suchten ihre Azubis in der Regel erst im Mai oder Juni. Und gerade in dieser Gruppe beeinflussten die Geschäftsaussichten die Pläne, auszubilden, am meisten. Demnach könne die Bilanz am Ende des Jahres womöglich besser ausfallen als momentan erwartet.

Eine Entlastung für den Ausbildungsmarkt ist schon sicher: Die Zahl der Schulabgänger wird erstmals bundesweit zurückgehen – bisher war dies nur in Ostdeutschland der Fall. Der DIHK rechnet mit einem Rückgang von 30 000 oder mindestens fünf Prozent. „Es besteht daher die Chance, allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot zu machen.“ Auch die Zahl der Altbewerber, die sich bereits früher erfolglos beworben haben, dürfte dank des demografischen Wandels abnehmen.

Für die Betriebe aber werde der Geburtenrückgang zur Herausforderung, sagte Wansleben. In Ostdeutschland registrierten fast 40 Prozent der Unternehmen einen deutlichen Rückgang bei der Zahl der Bewerbungen, in Westdeutschland seien es knapp 16 Prozent. Die Mehrheit der Betriebe (rund 59 Prozent) versuche daher, trotz Krise weiter auf die Ausbildung von Fachkräften zu setzen und so viele Ausbildungsplätze anzubieten wie bisher. 14 Prozent planten sogar zusätzliche Lehrstellen. Aber die Prognosen besagten, dass bis 2020 mehr als 250 000 Bewerber für offene Lehrstellen fehlten.

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