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Wirtschaft: Ausflug in die Zukunft

Berlins Senator Wolf und Brandenburgs Minister Christoffers auf Innovationstour durch Berlin

Von Maris Hubschmid

Berlin - Einen Spannungsmoment gibt es: Als Franzpeter Bracht, Geschäftsführer des Biotechnologie-Unternehmens Glycotope gefragt wird, welche Verbesserungen er sich für den Standort Buch vorstellt, fällt ihm die Autobahn ein. Da scheint es, als zucke Berlins Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen, Harald Wolf (Linke), ein wenig zusammen. Ansonsten wirken sowohl er als auch sein Parteikollege Ralf Christoffers, Brandenburgs Minister für Wirtschaft und Europaangelegenheiten, bei ihrer Innovationstour sehr zufrieden mit dem, was sie zu hören und zu sehen bekommen. Gemeinsam besuchten sie diese Wochen Firmen, die richtungsweisende Verfahren entwickelt haben.

Mit ihren Besuchen läuteten Wolf und Christoffers die letzte Runde des diesjährigen Innovationspreises Berlin-Brandenburg ein. Er wird jedes Jahr von einem zwölfköpfigen Gremium aus Politik und Wirtschaft an bis zu fünf Bewerber vergeben und ist mit jeweils 10 000 Euro dotiert. „2011 gab es mehr Einreichungen als je zuvor“, sagte Wolf. „Das zeigt: Unsere Region hat eine große Innovationskraft.“ Preisverleihung ist im Dezember.

Glycotope, erste Anlaufstelle der beiden Wirtschaftspolitiker, ist einer der Gewinner des letzten Jahres. Das Unternehmen hat eine Technik zur Verbesserung von Zuckerketten auf Zellen entwickelt, deren Struktur die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten beeinflusst. Mit dem Preisgeld haben die Geschäftsführer unter anderem zusätzliche Wissenschaftler eingestellt.

Quer durch die Stadt geht es dann zum zweiten, deutlich kleineren Betrieb: Die ZIM Plant Technology GmbH in Hennigsdorf ist einer der Anwärter für den diesjährigen Preis und gerade ein halbes Jahr alt. Acht Mitarbeiter hat die Firma, die eigentlich in Israel angesiedelt war. „Bei einem Treffen in Tel Aviv hat Herr Christoffers mich überzeugt, dass die brandenburgischen Böden das ideale Testgebiet sind. Sie weisen eine hohe Variabilität auf, nahezu alle Feuchtigkeitsverhältnisse finden sich hier“, sagt Zimmermann. Der gebürtige Brandenburger hat einen Weg gefunden, wie durstige Pflanzen sozusagen um Hilfe rufen können: Mithilfe zweier Magneten wird eine kaum daumennagelgroße Sonde an einem Blatt befestigt und misst quasi dessen Blutdruck.

„Jährlich gehen Unmengen an Trinkwasser verloren, weil Felder falsch bewässert werden“, erklärt ein Mitarbeiter. Mithilfe des Messgeräts können Bauern dann aktiv werden, wenn die Werte einen Feuchtigkeitsverlust erkennen lassen. In Echtzeit verfolgen die ZIM Plant Mitarbeiter an ihren Bildschirmen, wie es um den Olivenhain in Sevilla oder die Avocadoplantage in Haifa bestellt ist. Wird ihr Zustand kritisch, schicken sie den Bauern eine E-Mail oder SMS. „Irgendwann sollen sich die Bewässerungsanlagen auch von Deutschland aus steuern lassen“, sagt Zimmermann.

Vorerst nutzen 400 Landwirte weltweit seine Erfindung. „Sie sparen Wasser und bekommen höhere Erträge“, erklärt der Geschäftsführer. Unentbehrlich sei die Technik bereits für einige große Konzerne wie Shell und VW – die bauen Agrarholz in Brandenburg auf extrem sandigen Böden an. „In Wartin nämlich. Wo liegt das, Herr Minister?“, fragt Zimmermann. „Uckermark“, weiß Christoffers sofort. Ins Schwitzen kommen er und Wolf an diesem Tag nur noch einmal: als sie den Raum besichtigen, in dem getestet wird, ob die Leistung der Sonde bei tropischem Klima stabil bleibt. Tut sie.

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