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Wirtschaft: Auslandskrisen bremsen Maschinenbau

LEIPZIG (ms).Die deutschen Maschinenbauer gehen mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.

LEIPZIG (ms).Die deutschen Maschinenbauer gehen mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.Einerseits, so konstatierte Michael Rogowski vom Verband Deutscher Anlagen- und Maschinenbau (VDMA), sei das erste Halbjahr 1998 mit einem realen Umsatzplus von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und einem Auslastungsgrad der Kapazitäten von gut 90 Prozent eines der erfolgreichsten überhaupt.Andererseits mehrten sich auch Zeichen, "die ein Negativszenario durchaus als denkbar erscheinen lassen", so der Verbandspräsident am Donnerstag vor der Jahrestagung des Verbandes in Leipzig.Dennoch kann Rogowski, nach dessen Einschätzung sich die negativen und positiven Vorzeichen der Branchenkonjunktur gegenwärtig die Waage halten, zumindest für die restlichen Monate 1998 günstige Prognosen vermelden.Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem Zuwachs von sieben Prozent, wobei derzeit die ausländische Nachfrage aus Asien und Südamerika bereits spürbar zurückgehe, jedoch durch eine verstärkte Binnenkonjunktur kompensiert werde.

Nach VDMA-Angaben schrumpften die Orders aus dem Ausland im August real um vier Prozent - nach einem 15prozentigen Einbruch im Juli.Weil die Inlandsbestellungen aber zugleich um neun Prozent zulegten, wies der Auftragseingang im August unter dem Strich immerhin noch ein zweiprozentiges Plus auf.In dem von kurzfristigen Schwankungen weniger beeinflußten Dreimonats-Zeitraum von Juni bis August lagen die Aufträge unter dem Strich nur noch um zwei Prozent über dem Vorjahresniveau.Dabei kletterten die Inlandsbestellungen um zwölf Prozent, während die Auslandsaufträge um vier Prozent schrumpften.Im kommenden Jahr rechnet Rogowski - sofern sich die internationalen Krisenerscheinungen nicht drastisch zuspitzen - noch einmal mit vier Prozent Wachstum.Wichtigste Säulen für diese Prognose bleiben neben dem Binnenmarkt Westeuropa, die USA und auch Osteuropa, wobei hier besonders Polen hervorgehoben wird.Allein aus den EU-Nachbarländern stiegen die Auftragseingänge im August um 20 Prozent.Kritisch äußerte sich die Verbandsspitze zur Ertragslage der Mitgliedsunternehmen.Sie liegt im Durchschnitt bei einer Umsatzrendite von nur zwei Prozent und reiche nicht aus, um die relativ schwache Eigenkapitalbasis von rund 20 Prozent zu stärken und die Unternehmen "rezessionsfest" zu machen.Dies betreffe nicht zuletzt die ostdeutschen Firmen, die in den letzten Jahren bei der Produktivität weitgehend zum Westen aufschließen konnten.Hier könnte die Rußlandkrise stärker nachwirken, da die ostdeutschen Unternehmen rund elf Prozent der Exporte bisher dorthin lieferten, während dieser Markt für den deutschen Maschinenbau insgesamt nur etwa zwei Prozent ausmacht.Dafür seien die westdeutschen Unternehmen stärker von der Asienkrise betroffen, so Rogowski, der den dortigen Absatzrückgang mit bis zu 30 Prozent bezifferte; das mache einen Exportanteil von rund drei Prozent aus."Einige Unternehmen sind leider existentiell von dieser Entwicklung betroffen", so der Verbandspräsident.

Bei der Beschäftigungswirkung hat die gute Konjunktur bislang noch nicht zu der erwarteten Wirkung geführt.So wurden nur rund 6000 Stellen in den ersten sechs Monaten neu geschaffen, davon allein 1500 in Sachsen, während in Sachsen-Anhalt die Zahl um 400 zurückging.Allerdings könnte die außergewöhnlich hohe Auslastung und auch die große Zahl von Leiharbeitern bis zum Jahresende dazu führen, daß in der Branche wieder 950 000 Mitarbeiter gezählt werden - derzeit sind es 936 000.Als Voraussetzungen nannte Rogowski, daß die neue Regierung in Bonn "Aufbruchstimmung statt einen Bruch" schaffe.Dazu gehöre, daß die positiven Reformenansätze der letzten Jahre, etwa bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, nicht revidiert und bei der beabsichtigten Steuerreform auch eine deutliche Entlastung der Unternehmen erreicht werde."Sofern die Rahmenbedingungen stimmen, werden wir uns auch nicht einem Bündnis für mehr Beschäftigung widersetzen", so der Verbandspräsident.Den derzeit auf Talfahrt befindlichen Dollar sieht er hingegen nur dann als ernsthafte Gefahr, wenn der derzeitige Stand von längerer Dauer sein sollte.Kurzfristige Schwankungen könnten hingegen relativ gut ausgeglichen werden.

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