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Wirtschaft: Auto-Allianz wird wahrscheinlicher

GM erwägt Verbindung mit Renault und Nissan / Schwacher US-Markt

Berlin - Der Verwaltungsrat des weltgrößten Autoherstellers General Motors (GM) will sich an diesem Freitag mit der möglichen Allianz von GM auf der einen und Renault/Nissan auf der anderen Seite befassen. Die entsprechenden Gremien von Renault und Nissan hatten am Montag, wie berichtet, für Sondierungsgespräche mit den Amerikanern votiert. Eine enge Kooperation und wechselseitige Beteiligung könnte indes negative Auswirkungen auf die GM-Tochter Opel haben, befürchten Branchenkenner.

GM ist in einer Existenzkrise und verliert auf dem Heimatmarkt USA seit vielen Jahren Anteile. Im Juni verkaufte Marktführer GM dort gut ein Viertel weniger Autos als im Vorjahresmonat. Auf Kosten der „Big Three“, also GM, Ford und Chrysler, holen sich Japaner, Koreaner und Europäer zunehmend Marktanteile. Beispielsweise verkaufte Toyota im Juni 14 Prozent mehr Autos als vor einem Jahr. Auch die deutschen Marken legten gegen den Trend zu, denn alles in allem schrumpfte der US-Markt im Juni um elf Prozent.

Neben GM schnitt Chrysler mit minus 15 Prozent auffällig schlecht ab. In den vergangenen Jahren hatte sich die US-Sparte von Daimler-Chrysler besser halten können als GM und Ford. Die anstehende Einführung neuer Chrysler-Modelle hat nun offenbar im Juni, aber auch insgesamt im zweiten Quartal, Absatz und Ergebnis gedrückt. „Auf Grund der angespannten Marktsituation könnte Chrysler größere Probleme bekommen“, meinte Rolf Woller von der Hypo-Vereinsbank auf Anfrage. Das Unternehmen versucht nun mit neuen Mitarbeiterrabatten den Verkauf in Schwung zu bringen. Trotz dieser belastenden Maßnahmen rechnet die HVB für das Gesamtjahr mit einem leichten Gewinn bei Chrysler. Im vergangenen Jahr hatte die US-Sparte noch gut 1,5 Milliarden Euro zum operativen Ergebnis von Daimler-Chrysler (5,2 Milliarden Euro) beigetragen.

Seit Jahresbeginn hat Chrysler nun 1,13 Millionen Autos verkauft und damit fünf Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2005. Dagegen steigerte die Chrysler-Schwester Mercedes-Benz den Absatz um 16,5 auf knapp 115 000 Autos von Januar bis Juni. Porsche erhöhte die Auslieferungen um gut 14 Prozent auf 19 710 Sport- und Geländewagen. BMW (inklusive Mini) setzte gut 157 000 Fahrzeuge (plus 8,6 Prozent) ab. VW verbesserte sich sogar um 20 und Audi um 6,8 Prozent. Insgesamt, so resümiert der Verband der Autoindustrie, „werden deutsche Automobile auf dem hart umkämpften US-Markt immer mehr zum Markenzeichen für Sparsamkeit und Wertigkeit“. Allerdings blicken die Deutschen mit Neid auf Toyota; die Japaner sind nicht zuletzt wegen ihrer Hybrid-Autos in den USA erfolgreich.

Angesichts der konkreter werdenden Kooperationspläne von GM, Renault und Nissan forderte der französische Industrieminister Francois Loos am Dienstag Wachsamkeit. „Man muss das mit enormer Vorsicht angehen, weil die USA ein riesiger und komplizierter Markt sind.“ GM habe zudem milliardenteure Pensionsverpflichtungen. Frankreich ist mit 15,33 Prozent größter Aktionär von Renault, Nissan hält 15 Prozent. Umgekehrt besitzt Renault 44 Prozent an Nissan. Eine wechselseitige Beteiligung mit GM war Ende vergangener Woche von GM-Großaktionär Kirk Kerkorian (hält knapp zehn Prozent der GM-Anteile) ins Gespräch gebracht worden. Unbestätigten Berichten zufolge könnten sich Renault und Nissan mit jeweils zehn Prozent an GM beteiligen, was etwa drei Milliarden Dollar kosten würde.

Die Arbeitnehmervertreter von GM in Europa befürchten negative Folgen einer Allianz vor allem für Opel, weil sich die Produktpalette von Opel und Renault überschneidet. Auch Helmut Becker vom Münchener Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation befürchtet das Schlimmste. „Opel wird geschlachtet“, sagte Becker auf Anfrage über die Folgen einer Allianz.

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