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Nichts ist unmöglich: Toyota kehr auf den Automarkt zurück und zeigt VW die Rücklichter

© dpa

Auto-Verkäufe: Toyota hängt VW ab

Toyota zeigt VW die Rücklichter: Während der deutsche Hersteller stagniert, vermelden die Bauer aus Japan Verkaufserfolge. Der schwache Yen hat dabei geholfen.

Im Wettrennen um die Führung auf dem Autoweltmarkt hat Toyota seinen Vorsprung vor General Motors (GM) und Volkswagen ausgebaut. Der japanische Hersteller konnte seinen Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr verdreifachen. Damit hat Toyota die Turbulenzen nach dem Erdbeben 2011 und den weltweiten Rückrufaktionen hinter sich gelassen. VW kämpft derweil nicht nur mit einem Gewinneinbruch im ersten Quartal: Nach seiner größten Rückrufaktion in China muss der Autobauer jetzt auch in Japan gut 91000 Autos wegen möglicher Defekte im Direktschaltgetriebe in die Werkstätten zurückholen. Die Pannen treffen Volkswagen zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Der Hersteller hat Absatzprobleme in Europa, auch in Südamerika und Osteuropa gehen die Geschäfte nicht mehr so gut wie früher. Asien und insbesondere der chinesische Markt, wo VW Marktführer ist, sind für den Autokonzern bislang die wichtigsten Wachstumstreiber. Auf dem weltweit wichtigsten Markt China stiegen die Autoverkäufe im April insgesamt um 13 Prozent auf 1,44 Millionen Pkw, wie der Branchenverband CAAM am Donnerstag mitteilte. Bis spätestens 2018 will VW-Chef Martin Winterkorn GM und Toyota auf dem Weltmarkt überholt haben.

Die Japaner sind freilich mit hohem Tempo unterwegs. Toyotas Überschuss kletterte allein im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres um mehr als das Doppelte auf umgerechnet 2,42 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2012/13 summierte sich der operative Gewinn auf 10,16 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der VW-Konzern mit seinen zwölf Marken kam 2012 auf einen operativen Gewinn von 11,5 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2013 brach der operative Gewinn um mehr als ein Viertel auf 2,34 Milliarden Euro ein. Wie bei Toyota lag die Marge im vergangenen Geschäftsjahr bei sechs Prozent.

Bei den Japanern soll es weiter bergauf gehen: 2013/14 wird mit einem Betriebsergebnis von 1,8 Billionen Yen (13,85 Milliarden Euro) gerechnet. Volkswagen erwartet 2013 hingegen beim operativen Gewinn ein weiteres Jahr Stagnation. Die Rückstellungen für die Rückrufaktion in China – hier geht es um Getriebeprobleme bei 384000 Autos – hatte VW kürzlich mit einem „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ beziffert. Das deutsche Unternehmen war in einer populären Verbrauchersendung des chinesischen Staatsfernsehens wegen der Rückrufe gegeißelt worden. Nun kommen Probleme in Japan hinzu.

Als Grund für den Rückruf weiterer 91000 Autos nannte ein Sprecher am Donnerstag das tropisch- feuchtheiße Klima in Verbindung mit dem extremen Stop-and-go-Verkehr in den japanischen Metropolen. In Asien verkaufte VW zuletzt 3,2 Millionen Autos. Damit ging rund jedes dritte Auto des Konzerns an asiatische Kunden. Toyota profitiert im Wettbewerb mit den Deutschen und General Motors nicht zuletzt von der extrem lockeren Geldpolitik in Japan.

Weil der Yen zuletzt zum Euro und Dollar kräftig fiel, sind die Autos von Toyota auf dem Weltmarkt viel günstiger zu haben. Die Folge: Während viele Hersteller mit Rückgängen oder sogar roten Zahlen kämpfen, bleibt bei den Japanern insgesamt und pro Auto mehr Profit hängen. „Der Wind, der uns entgegenweht, lässt nach“, sagte Toyota-Präsident Akio Toyoda. Anders VW-Chef Winterkorn. Er hatte bei der Vorlage der Quartalszahlen Ende April gesagt: „Die nächsten Monate werden alles andere als leicht.“

Obwohl es momentan bei Toyota also runder läuft, will das Management an seiner Strategie festhalten, nur behutsam zu expandieren. Der Fokus liege darauf, noch rentabler zu werden, sagte Toyoda. Zu gut sind noch die Probleme in Erinnerung, die die Japaner vor nicht allzu langer Zeit hatten. Nach der rasanten Expansion vor 2008 mussten weltweit mehrere Millionen Fahrzeuge wegen technischer Mängel zurückgerufen werden – eine teure und zugleich peinliche Angelegenheit.

2011 warf das verheerende Erdbeben samt Tsunami das Unternehmen gegenüber GM und VW zurück. 2012 eskalierte der Streit um eine Insel-Gruppe zwischen Japan und China. Boykott-Aufrufe waren die Folge und viele japanische Firmen setzten viel weniger auf dem wichtigen chinesischen Markt ab. Seit dem Regierungswechsel Ende 2012 hat sich das Blatt nun gewendet.

(mit dpa, rtr)

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