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Autobauer: Scheichs drohen Porsche mit Rückzug

Mit dem Emirat Katar wäre der letzte Investor für den hoch verschuldeten Sportwagenbauer verloren – und der Weg für den Verkauf an VW frei.

Hamburg / Stuttgart - Dem hochverschuldeten Sportwagenbauer Porsche droht der Absprung des letzten Investors, der das Unternehmen noch vor einem Verkauf an VW retten könnte. Das Emirat Katar fordert eine baldige Entscheidung, die einvernehmlich ausfallen müsse, erfuhr das „Handelsblatt“ aus Verhandlungskreisen. Die Araber fassen demnach nur noch eine Beteiligung an einem integrierten Autokonzern aus Volkswagen und Porsche ins Auge. Sie wollen sich nicht an Porsche allein oder nur an Volkswagen beteiligen. Katar wolle sich nicht gegen den Willen von VW und des Großaktionärs Niedersachsen einbringen, hieß es in Verhandlungskreisen.

Damit zerschlagen sich die Hoffnungen von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking möglicherweise. Seit Wochen machen immer neue Gerüchte über einen potenziellen neuen Aktionär bei Porsche die Runde. Beim Versuch, den VW-Konzern durch komplizierte Optionsdeals in Milliardenhöhe zu übernehmen, ist Porsche selbst in eine Finanzklemme gerutscht. Zuletzt beantragte der Sportwagenhersteller deshalb einen Kredit der staatlichen KfW-Bank, um das eigene operative Geschäft zu finanzieren.

Zwischen den Familienaktionären von Porsche tobt ein Machtkampf. Zum Wochenauftakt ist neuer Streit über ein angebliches Ultimatum des VW-Vorstands an Porsche entbrannt, sich bis zum heutigen Montag auf eine integrierte Lösung zu einigen oder jede Hilfe von VW zu verlieren. Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche wies eine solche Frist zurück. Gemeinsam mit dem Betriebsrat Uwe Hück erklärte er: „Erpressen lassen wir uns nicht. Dies hilft niemanden. Es schadet der Sache.“

In Wolfsburg bestreitet man dagegen die Existenz eines Briefes und eines Ultimatums. Auch in Hannover will man davon nichts wissen. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) verlange zwar eine schnelle Lösung, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei – die hänge aber nicht an einem Tag. Das Zeitfenster beginne sich allerdings zu schließen. Wulff hatte von Porsche mehrfach eine Einigung bis Ende Juni gefordert.

Ein Porsche-Sprecher versicherte auf Anfrage, das Schreiben existiere und sei in der vergangenen Woche per Kurier eingegangen. Es solle Porsche drängen, bis heute das VW-Angebot zur Übernahme eines wesentlichen Teils der Porsche AG anzunehmen. VW hatte seinem hoch verschuldeten Großaktionär diesen Schritt im Rahmen von Verhandlungen über einen gemeinsamen Autokonzern angetragen.

Allerdings liegen diese Gespräche auf Eis. Stattdessen sucht Porsche-Chef Wiedeking nach anderen Finanzquellen. Porsche drücken seit der Übernahme von 51 Prozent der VW-Stammaktien Schulden in Höhe von neun Milliarden Euro. Nachdem der Autokonzern Daimler eine Offerte zum Einstieg beim Rivalen Porsche abgelehnt hatte und die staatliche Förderbank KfW als Kreditgeber faktisch ausscheidet, bleibt Wiedeking nur noch das Emirat Katar als möglicher Investor. Die Buchprüfung der Katarer sei abgeschlossen, bestätigte ein Porsche-Sprecher.

Wann ein entscheidungsreifes Angebot auf den Tisch kommt, ist offen. Am Wochenende soll es noch kein Treffen der Clans gegeben haben. Die Familie besteht aus den beiden Stämmen Porsche und Piëch. Sie ist tief gespalten: Ferdinand Piëch ist zugleich Chefaufseher von VW und favorisiert das Zusammengehen beider Unternehmen – allerdings unter dem Dach von VW. Wolfgang Porsche sperrt sich gegen eine Wolfsburger Dominanz und deckt Wiedeking, der einen bis 2012 laufenden Vertrag hat und vorzeitigen Rückzug ablehnt. HB

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