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Autobranche: Alle kämpfen um Porsche

Wie soll die künftige Struktur des Autokonzerns VW/Porsche aussehen? Nach der Fusion könnte der Porsche-Konzernsitz von Stuttgart nach Hannover wandern.

Berlin/Hannover - Die Gespräche über die künftige Struktur des Autokonzerns VW/Porsche haben am Montag begonnen. Bei dem Treffen sollten zunächst Betriebswirte, Juristen sowie Strategen der beiden Unternehmen über Details des Zusammenschlusses beraten. Für eine Zusammenkunft der Verhandlungsführer Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter sowie VW-Chef Martin Winterkorn und Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch sei es noch zu früh, hieß es.

Für den begehrten Chefposten kommen offenbar zwei Topmanager in Frage – nicht aber Wiedeking, der sich mit dem Versuch verhoben hat, den VW-Konzern zu übernehmen. Favorit ist VW-Chef Martin Winterkorn. Aber auch der Name von Audi-Chef Rupert Stadler wird genannt.

Ein Porsche-Sprecher widersprach am Montag einem „Spiegel“-Bericht, wonach Wiedeking den Familien Porsche und Piëch ein Konzept vorgestellt habe, das Wolfsburg oder Hannover als Sitz der Konzernführung vorsehe. Diese Behauptung sei nicht zutreffend.

Für den Fall, dass Porsche seine Unabhängigkeit aufgeben muss, drohen der baden-württembergischen Landeshauptstadt massive Einbußen bei den Gewerbesteuereinnahmen. Von bis zu 100 Millionen Euro gehen Schätzungen aus – das wären 15 Prozent des Gewerbesteueraufkommens von Stuttgart (2008: 560 Millionen Euro). Klar ist, dass Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) mit Porsche nicht nur einen großen Steuerzahler und Arbeitgeber verlöre, sondern ein Aushängeschild des Autolandes Baden-Württemberg.

Komplett verzichten müsste Stuttgart aber nicht auf die Gewerbesteuer des Sportwagenbauers. Denn nach der Verrechnung des Porsche-Ergebnisses in der Gewinn- und Verlustrechnung von VW flössen Beträge zurück nach Stuttgart, wo Porsche auch künftig produziert. So speist sich der Gewerbesteuertopf von Ingolstadt „zu einem erheblichen Teil“ aus der Audi-Kasse, wie ein Sprecher der Stadt erklärt.

Auch die VW-Stadt Wolfsburg müsste bei einem möglichen Umzug der Konzernzentrale nach Hannover um Einnahmen bangen. 2008 flossen 110 Millionen Euro Gewerbesteuer in die Stadtkasse, 2009 sollen es knapp 27 Millionen Euro mehr werden. Rund zwei Drittel davon stammen von VW. „Die Zentrale von VW muss aus Sicht der Stadt in Wolfsburg bleiben“, sagte Oberbürgermeister Rolf Schnellecke dem Tagesspiegel. „Hier ist die Heimat der Weltkonzerns, hier laufen die Fäden zusammen.“ Die Gespräche über den Zuschnitt des VW-Porsche-Konzerns würden jetzt erst aufgenommen. „Es wäre sehr fernliegend, einen anderen Konzernsitz als Wolfsburg zu wählen.“ Dass der niedersächsische Ministerpräsident dies anders sähe, sei nicht vorstellbar.

Großer Gewinner eines Umzugs wäre Hannover, der Sitz der niedersächsischen Landesregierung von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Er könnte den Einfluss des Landes, das 20 Prozent an VW hält, nicht nur wegen des VW-Gesetzes ausbauen. Für Wulff, der mit wirtschaftspolitischer Kompetenz glänzen möchte, ist das eine höchst erfreuliche Entwicklung. Mindestens ein Problem dürfte sich für das Land noch stellen: Eine mögliche Kapitalerhöhung stellt Wulff vor das Problem, den Landesanteil von 20 Prozent zu erhöhen. Im Landeshaushalt werden die Probleme aber immer größer, weil die Steuereinnahmen sinken. Somit ist noch nicht klar, ob Wulff sein Ziel, die Position des Landes bei VW zu stärken, überhaupt finanzieren kann. mot/wall

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