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Wirtschaft: Autobranche unter Strom

Ferdinand Piëch, VW-Aufsichtsratschef a.D.

Ferdinand Piëch, VW-Aufsichtsratschef a.D., steigt im Jahr 2020 als betagter Autokonstrukteur in einen Bugatti Veyron. Der 1001 PS starke Sportwagen katapultiert Piëch in Sekunden auf eine Spitzengeschwindigkeit von 400 km/h. Dabei entweicht aus dem Auspuff nichts als Wasserdampf – der Renner wird von einer Brennstoffzelle angetrieben.

Drastisch gestiegene Benzinpreise lassen nicht nur Autofahrer von sauberen Bugattis träumen. Auch die Autohersteller wissen, dass verbrauchsarme Fahrzeuge gefragt sind und schärfere CO2- Vorschriften sie zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes zwingen. Verstärkt widmen sie sich deshalb der Entwicklung alternativer Kraftstoffe und Antriebe.

Die Bandbreite der Ottokraftstoffsubstitute reicht von marktfähigen Erd- und Flüssiggas-, Biokraftstoff-, Strom- oder Hybridantrieben bis zu Zukunftstechnologien wie Brennstoffzellen oder Wasserstoff. Den Weg auf die Straße haben Hybridautos gefunden, bei denen ein emissionsfreier Elektromotor einen Benzin- oder Dieselmotor unterstützt. VW, Audi und Porsche sowie BMW, Daimler und GM haben hier Forschungsallianzen gebildet. Während Toyota und Honda Hybride anbieten, haben Europas Hersteller bisher nur Prototypen im Programm. Die Technik, so heißt es, sei noch zu teuer für die Serie. Doch die Japaner setzen die Deutschen unter Zeitdruck. Audi will darum schon Ende 2008 den Q7 Hybrid auf den Markt bringen, Mercedes und Porsche ziehen 2009 und 2010 nach.

Eine große Zukunft wird der Brennstoffzelle vorausgesagt. Einige Hersteller wie Daimler und VW forschen seit Jahren an Systemen, bei denen eine Brennstoffzelle Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt, mit der ein Elektromotor angetrieben wird. Mercedes will im Jahr 2010 seine B-Klasse mit Brennstoffzelle in einer Kleinserie anbieten. Zwischen 2012 und 2015 sollen in Ballungsräumen erste Serienautos im Einsatz sein. Audi, Honda oder Hyundai haben Prototypen entwickelt. Ein Problem: Wasserstoff lässt sich für den mobilen Betrieb nur aufwändig speichern. Außerdem ist die Infrastruktur für die Herstellung, Speicherung und Betankung kaum vorhanden.

Dass es nur mit Strom gehen kann, beweist Smart. Seit 2007 sind in London 100 Kleinwagen als Elektro-Zweisitzer unterwegs. Diese Woche kündigte Daimler an, den Elektro-Smart innerhalb der nächsten sechs Jahre in „nennenswerter Stückzahl“ zu produzieren. Mit neuen Lithium-Ionen-Batterien will Mercedes die Reichweite vergrößern und die Ladezeit verkürzen. Der Londoner Prototyp kann etwa 100 Kilometer fahren, bevor er für acht Stunden an die Steckdose muss.

BMW setzt mit Blick in die Zukunft auf Wasserstoff. Er wird in klassischen Verbrennungsmotoren eingesetzt. 100 Modelle der zwölfzylindrigen 7er-Limousine hat BMW Politikern, Prominenten und Verbänden zur Verfügung gestellt. Der BMW Hydrogen 7 schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h – bei null Gramm CO2. Henrik Mortsiefer

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