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Wirtschaft: Autofahrer sollen der Industrie beim CO2-Sparen helfen

Europäischer Branchenverband will auch Ölindustrie und den Staat einbeziehen / Umwelthilfe: Verbrauchsangaben sind untertrieben

Frankfurt am Main - Klima- und Umweltschutz sorgen auf der 62. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt weiter für heftige Diskussionen. Die europäischen Automobilhersteller bekannten sich am Mittwoch über den Branchenverband ACEA zwar dazu, mit der EU zu kooperieren und alle möglichen Anstrengungen zur Erreichung der Klimaziele zu unternehmen. Verbandspräsident und Fiat-Chef Sergio Marchionne plädierte aber für einen integrierten Ansatz, in dem auch Staat, Ölkonzerne und die Verbraucher einen Beitrag leisten müssten. Unterdessen warf die Deutsche Umwelthilfe DUH den Autoherstellern vor, Verbrauchs- und Emissionsangaben zu manipulieren.

Im Beisein der Chefs von fast allen großen europäischen Autoherstellern, unter anderem Daimler-Chef Dieter Zetsche und GM-Europa-Präsident Carl Peter Forster, bekannte sich Marchionne grundsätzlich zur Vorgabe der EU, bis 2012 den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer auf 120 Gramm zu reduzieren. Die Hersteller investierten jährlich 20 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, um dieses Ziel zu erreichen.

„Wir brauchen einen integrierten Ansatz“, forderte Marchionne. Die Ölindustrie solle durch die Bereitstellung von Biokraftstoffen zum Klimaschutz beitragen, in der EU solle eine CO2-basierte Kraftfahrzeugsteuer den Verkauf umweltfreundlicher Autos ankurbeln, und durch Straßenbau könnten Staus verhindert werden. Die Autofahrer selbst sollten sparsamer fahren.

Offen ließ der Fiat-Chef die Frage, ob künftig die Grenzwerte nach der Größe der Autos gestaffelt werden sollen. Darauf pochen vor allem die deutschen Hersteller, weil sie überwiegend größere Modelle anbieten. Fiat oder Renault wären auch mit einem einheitlichen Wert zufrieden, weil sie vor allem kleinere Autos verkaufen. Marchionne schloss aber nicht generell aus, dass auch das Gewicht eine Rolle spielen könne. Es gebe im Übrigen keine Differenzen zwischen den Herstellern, meinte der Fiat-Chef.

Nach Ansicht der DUH agieren die Hersteller bei den Verbrauchs- und Emissionsangaben nicht seriös. Da werde mit „Fantasiewerten“ gearbeitet und „ganz massiv und seit Jahren systematisch manipuliert“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch in Frankfurt. Marchionne und der deutsche Branchenverband VDA wiesen die Vorhaltungen entschieden zurück, dies könne sich die Branche gar nicht leisten. Resch dagegen behauptet, Spritverbrauch und CO2-Emissionen lägen regelmäßig zehn bis 25 Prozent höher als vom Hersteller angegeben. Besonders krass ist die Diskrepanz nach seinen Worten beim Smart Cdi, der den behaupteten Verbrauchswert um 45 Prozent übertreffe. „Dies ist systematische Verbrauchertäuschung.“ Er forderte den Staat auf, die Fahrzeuge im Alltagsbetrieb zu überprüfen.

Nach Ansicht der DUH hängen die deutschen Hersteller ohnehin weiter hinterher. Mercedes biete 2008 nur zwei Autos mit CO2-Emissionen von weniger als 140 Gramm pro Kilometer an, dafür aber 81 mit mehr als 210 Gramm. Auch bei Audi seien es nur vier umweltschonende Modelle, bei BMW immerhin 15. Dass es anders gehe, zeigten Renault und Citroën, sagte Resch. Rolf Obertreis

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