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Volkswagen ist seit Jahrzehnten in China vertreten.

© dpa

Wachstumsdelle: Autohersteller spüren Chinas Schwäche

Die erfolgsverwöhnten deutschen Autohersteller sind in Sorge. China ist für sie einer der wichtigsten Märkte. Luxusautos gibt es dort inzwischen mit bis zu 25 Prozent Rabatt.

Pessimistische Aussichten für den weltgrößten Fahrzeugmarkt China haben am Dienstag rund um den Globus Anleger und Manager unruhig gemacht. Ein schwierigeres Marktumfeld werde erhebliche Auswirkungen auf den Autoabsatz in China haben, sagte zuvor Gu Xianghua, Funktionär des chinesischen Verbands der Autohersteller.

Das Marktwachstum werde im laufenden Jahr vermutlich unter fünf Prozent liegen. Bisher war der Verband von einem Anstieg im Bereich von 9,5 Prozent ausgegangen. Der Branchendienst Polk hatte bisher mit einem Plus von knapp sieben Prozent gerechnet, Finanzdienstleister Macquarie erwartet ein Wachstum von acht Prozent.

Daimler-Aktien gaben am Dienstag vier Prozent nach, BMW verlor fast fünf Prozent, VW mehr als vier Prozent. China ist derzeit einer der wichtigsten Märkte für die deutschen Hersteller. Die härtere Konkurrenz nötigt ihnen bereits Zugeständnisse bei der Marge ab: Luxusautos gibt es dort inzwischen mit bis zu 25 Prozent Rabatt.

Experten rechnen mit einer Normalisierung der Profite in Fernost, nachdem Chinas Reiche bisher fast beliebige Aufschläge für Oberklassewagen akzeptiert haben. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der Autoabsatz in China verdoppelt.

Die offenbar nachhaltige Verlangsamung des Wachstums gilt als Folge einer allzu stürmischen Expansion. Abwrackprämie plus Kreditschwemme hatten den Markt 2010 sogar um ein Drittel in die Höhe getrieben. Wer sich in China ein Auto leisten kann, hat nun jedoch bereits eins. „Die Autohersteller werden Probleme beim Einhalten der Absatzprognosen bekommen“, prophezeite daher kürzlich auch Technikminister Miao Wei.

Neben einer zunehmenden Sättigung des Marktes sind vor allem pessimistischere Prognosen für die Gesamtwirtschaft Grundlage für die vorsichtigen Schätzungen. So soll Chinas Wirtschaft 2012 rund einen Prozentpunkt weniger wachsen als im Vorjahr, weil die Regierung gegen eine Überhitzung der Märkte und den Aufbau von Überkapazitäten vorgeht.

Hinzu kommt eine zögerlichere Kreditvergabe der Banken. Vor allem für Firmen wird es damit schwerer, Geld für die Anschaffung neuer Nutzfahrzeuge aufzubringen. Für Pkw sind es vor allem Beschränkungen für Neuzulassungen und die Autonutzung in verstopften Städten wie Peking, die der Autoverband als Gründe für die Kaufzurückhaltung anführt. (HB)

Finn Mayer-Kuckuk

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