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© Reuters

Autoindustrie: Toyota laufen die Kunden davon

Der Marktführer fällt in den USA zurück, deutsche Hersteller profitieren. Toyota musste wegen Problemen bei Gaspedalen weltweit Millionen Autos zurückrufen. Jetzt gibt es Probleme mit der Bremse im Prius.

Berlin - Der kleine Hinweis auf Toyota durfte nicht fehlen. „Die asiatischen Marken mussten einen Absatzrückgang von zwei Prozent hinnehmen – Toyota sogar um 20 Prozent.“ Der deutsche Verband der Autoindustrie informierte am Mittwoch mit Genugtuung über die jüngste, alles in allem positive Entwicklung auf dem US-Markt. Nach einem verheerenden Absturz 2009 kauften die Amerikaner in diesem Januar sechs Prozent mehr Autos. Und Mercedes, BMW, VW, Porsche und Audi setzten sogar 24 Prozent mehr ab als vor einem Jahr. Die Big Three (Ford, General Motors und Chrysler) verbesserten sich um 13 Prozent.

Sie alle profitieren von der Schwäche des Marktführers Toyota, dessen Januarabsatz in den USA erstmals seit zehn Jahren unter 100 000 Fahrzeuge rutschte. Und dennoch liegt Toyota damit noch immer deutlich über dem Niveau aller deutschen Marken zusammen, die es auf 56 760 verkaufte Fahrzeuge brachten.

Toyota muss in diesen Tagen wegen Problemen bei Gaspedalen weltweit einige Millionen Autos zurückrufen. Und zum Pech kommt nun auch noch fehlendes Glück hinzu: Der Prius, das überaus erfolgreiche Hybridauto der Japaner, hat Probleme mit der Bremse. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo haben Bremsen beim Fahren über unebene und rutschige Straßen kurzzeitig nicht funktioniert. In Japan weiß das Verkehrsministerium von 14 Beschwerden über die Bremse, in den USA sollen es sogar 100 sein. Eine Ursache für die Bremsprobleme könnte die mögliche Fehlfunktion eines Sensors sein, wenn das Bremskontrollsystem einen Schlag erhält.

In den USA bekommt der Marktführer zunehmend Probleme mit der Politik. „Wir sind mit Toyota noch nicht fertig“, sagte US-Verkehrsminister Ray LaHood. Seine Leute schauten sich den Ablauf der Rückrufe wegen des gefährlichen Gaspedals genau an. Ferner muss sich der Autohersteller am 25. Februar vor einem Ausschuss des Kongresses verantworten.

„Toyota ist zu schnell zu groß geworden“, kommentierte der Münchener Automarktexperte Helmut Becker die jüngste Pannenserie. Seit 2002 sei der Absatz des Konzerns in jedem Jahr um rund 500 000 Fahrzeuge gestiegen. Offenbar habe das die gesamte Wertschöpfungskette, also inklusive Zulieferer und Logistiker überfordert. „Toyota hat in zwei Jahren so viel an Absatz zugelegt wie BMW in 50 Jahren“, sagte Becker, der ein Buch über den Erfolg Toyotas geschrieben hat. Die technischen Unzulänglichkeiten seien nun „der Preis für das überambitionierte Wachstum“.

In dem Zusammenhang warnte Becker vor der „gefährlichen Zielsetzung“ von VW, bis 2018 die Nummer eins werden zu wollen. Das sei „völliger Schwachsinn“, denn VW müsste den Absatz in jedem Jahr um 400 000 Fahrzeuge steigern. Das entspricht ungefähr dem Volumen von zwei Autofabriken. „Woher soll das kommen“, fragte Becker. „Genau daran ist Toyota gescheitert.“ Der japanische Konzern hat sich über Jahrzehnte einen guten Ruf wegen der herausragenden Qualität seiner Autos erarbeitet. Am Mittwoch, nach den Meldungen über die Probleme beim Prius, sackte der Aktienkurs des weltweit größten Autoherstellers um 5,7 Prozent ab. Der Prius wurde 1997 als erster seriengefertigter Hybrid eingeführt. Die Kombination aus Benzin- und Elektromotor führt vor allem im Stadtverkehr zu einem niedrigen Verbrauch. mit dpa

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