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Malte Krüger. „2013 wird kein Jubeljahr wie 2011, aber ein solides Jahr.“

© mobile.de

Autokauf im Internet: „Das nächste Jahr wird solide“

Neu- und Gebrauchtwagen werden immer häufiger im Internet gekauft. Mobile.de-Chef Malte Krüger sprach mit dem Tagesspiegel über Rabatte im Winter, die Aussichten für 2013 und die Kooperation mit den Autohäusern.

Herr Krüger, es heißt immer, im Winter sollte man ein Auto kaufen. Da gibt es die besten Preise. Stimmt das?

Das lässt sich so kategorisch nicht sagen. Zwar ist der Dezember traditionell nicht der stärkste Automonat – aus Sicht der Verkäufer. Wenn Sie also einen guten Preis für Ihr Lieblingsmodell finden, schlagen Sie zu. Allerdings haben wir – wie schon im vergangenen Jahr – im November ein sehr hohes Preisniveau bei Mobile.de beobachten können.

Warum?

Das Jahr hat gut begonnen, dann spitzte sich die Schuldenkrise zu. Deshalb sind im Frühling und Sommer die Preise leicht gefallen. Die Ertragslage im Handel stand enorm unter Druck. Doch schon seit einigen Monaten beobachten wir nun wieder eine Entspannung des Marktes. Der Durchschnittspreis stieg sukzessiv, unter anderem bedingt durch eine leichte Abnahme des Angebots, bis er im November mit 18 228 Euro den bisherigen Höchststand in diesem Jahr erreichte.

Welche Modelle waren besonders gefragt?

Der VW Golf war mit fast fünf Prozent aller Suchanfragen das beliebteste Modell. Dann folgen der Audi A4, der VW Passat, der Audi A6 und die 3er-Reihe von BMW.

Wie alt waren die Autos im Schnitt? Und was wurde bezahlt?

Der letztendliche Verkaufspreis ist nach wie vor Verhandlungssache zwischen Käufer und Anbieter. Wir können nur sagen, zu welchem Preis die Fahrzeuge angeboten werden. Von Januar bis November 2012 lag der Durchschnittspreis für Gebrauchtwagen auf Mobile.de bei ziemlich genau 18 000 Euro. Im Vorjahreszeitraum kosteten Gebrauchte zwar noch etwas mehr. Dennoch reden wir von einem sehr stabilen und hohen Niveau, besonders angesichts der Tatsache, dass die Fahrzeuge mit durchschnittlich 46 Monaten etwa vier Prozent älter waren als 2011.

Käufer, die ein Schnäppchen suchen, werden vor allem bei Tageszulassungen und Vorführwagen fündig, mit denen Hersteller und Händler die Neuzulassungszahlen nach oben treiben. Landen solche Autos verstärkt bei Mobile.de?

Das merken wir natürlich auch. Nicht so massiv wie auf den Höfen der Händler. Aber gerade zum Jahresende machen Händler und Hersteller Druck, um ihre Jahresziele zu erreichen. Insofern sind der Dezember und auch der Januar gute Monate, um ein Auto zu kaufen.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Jahr 2013?

Vor dem Hintergrund der europäischen Schulden- und Finanzkrise ist es schwer, konkrete Prognosen für das kommende Jahr abzugeben. Ich bin aber nicht so pessimistisch wie viele in der Branche und eigentlich guter Dinge für den Neu- und Gebrauchtwagenmarkt. Es wird kein Jubeljahr wie 2011, aber ein solides Jahr.

Der Autoverband VDA und viele Hersteller sind viel vorsichtiger, gerade für den deutschen und westeuropäischen Neuwagenmarkt. Profitiert Mobile.de als größte deutsche Gebrauchtwagenplattform davon?

Eine gute Nachricht ist für uns immer, wenn die Autohändler ihre Fahrzeuge mit kurzen Standzeiten zu einem guten Preis verkaufen. Das war vor allem im Sommer 2012 nicht immer der Fall. 2013 wird der Neuwagenmarkt wahrscheinlich weiterhin Schwächen zeigen. Bei den Gebrauchten rechne ich mit einem stabilen Absatz und Preisen auf dem Niveau dieses Jahres. Insgesamt wird die Autonachfrage im Inland nicht einbrechen.

2011 wurden über Mobile.de Fahrzeuge für 35,9 Milliarden Euro gehandelt, etwa elf Prozent mehr als 2010. Wachsen Sie auch 2012?

Ich gehe von einem positiven Trend aus. Schon 2011 verkauften Händler etwa 40 Prozent ihrer Gebrauchtwagen über Mobile.de. Wir werden inzwischen aber auch als Neuwagen-Plattform wahrgenommen: Etwa fünf Milliarden Euro des Handelsvolumens in 2011 entfiel auf Neufahrzeuge. Das waren etwa 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Hier erwarte ich auch 2012 eine deutliche Steigerung, weil das Internet für den Neuwagenverkauf immer mehr Relevanz gewinnt.

Mobile.de gibt es unter anderem auch in Frankreich und Italien. Dort sind die Automärkte besonders stark eingebrochen. Merken Sie das?

Ein knappes Viertel aller Käufer bei Mobile.de stammt aus dem Ausland – davon wiederum die Hälfte aus Polen und Rumänien, wo wir auch vertreten sind. Deshalb sind wir in diesen Ländern aktiv. Nicht unbedingt, um die lokalen Märkte vor Ort zu erschließen, sondern weil so viele Gebrauchtwagen aus Deutschland dorthin verkauft werden. Vor allem Italien ist dagegen derzeit ein extremer Markt: Die Neuzulassungen sind 2012 um rund 20 Prozent eingebrochen, eine Besserung in 2013 ist ungewiss.

Zurück ins Inland: Autohändler klagen über immer mehr Kunden, die mit einem günstigen Angebot aus dem Internet kommen und handeln wollen. Verderben Sie dem klassischen Autohandel die Preise?

Nein. Wir machen den Markt lediglich transparenter, was genauso auch Vorteile für den Handel hat. Vor 16 Jahren, als Mobile.de gestartet ist, hatten Kunden sehr viel weniger Informationen beim Autokauf zur Verfügung.

Hat das klassische Autohaus überhaupt noch eine Zukunft?

Ja, definitiv. Wer ein Auto kauft, will beraten werden. Das können die Hersteller nicht leisten, aber auch nicht das Internet allein. Das klassische Autohaus hat eine Zukunft.

Die Probefahrt macht man beim Autohändler – und das Auto kauft man im Internet bei einem Neuwagenvermittler?

Mobile.de versteht sich als Partner des Handels. Wir wollen keine Probefahrten vermitteln, sondern dem lokalen Händler auch Käufer und Servicekunden zuführen.

Etwa 40 000 Neuwagen werden jährlich schon von Vermittlern wie Meinauto.de oder Autohaus24.de verkauft. Würde es sich nicht für Sie lohnen, ein eigenes Angebot zu starten?

Über Mobile.de werden jährlich schon etwa 200 000 Neuwagenkäufe angebahnt, ohne dass die erwähnten Plattformen involviert sind. Über uns werden also schon heute fünf Mal mehr Neuwagen vermittelt als über alle Spezial-Plattformen zusammen. Wir haben eine Werbepartnerschaft mit Meinauto.de laufen, mehr nicht. Wir glauben aber, dass Mobile.de noch viel mehr im Neuwagenmarkt machen kann.

Eine eigene Mobile.de-Plattform für Neuwagen?

Es wird ein Angebot unter unserer bekannten Marke geben. Lassen Sie sich überraschen.

Das Gespräch führte Henrik Mortsiefer.

DER MANAGER

Malte Krüger (41) ist seit April Geschäftsführer von Mobile.de, der größten deutschen Internetplattform für Gebraucht- und Neufahrzeuge. Der Diplom-Kaufmann ist bereits seit zehn Jahren im Online-Geschäft tätig, von 2000 bis 2005 auch beim Mobile.de-Wettbewerber Autoscout24. Seit 2009 arbeitet er bei Mobile.de

DAS UNTERNEHMEN

Mobile.de wurde im Jahr 1996 gegründet und ist mit rund 7,5 Millionen Nutzern (Unique Usern) pro Monat der meistbesuchte Online-Fahrzeugmarkt in Deutschland. Aktuell stehen Interessenten mehr als 1,4 Millionen Fahrzeuge auf der Plattform zur Verfügung. Mobile.de beschäftigt am Standort Dreilinden bei Berlin insgesamt 160 Mitarbeiter und ist seit 2004 ein Tochterunternehmen des

Online-Auktionshauses Ebay.

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