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Automarkt: "In den USA liegt der Schlüssel für die Erholung"

Die deutsche Autoproduktion ist auf dem Niveau von 1997. Verbandspräsident Matthias Wissmann präsentiert Horrorzahlen und wenig Hoffnung.

Auch der Erfolg der Abwrackprämie kann einen Einbruch in der deutschen Autoproduktion nicht verhindern. Auf Jahressicht rechnet Matthias Wissmann, Präsident des Branchenverbandes VDA, mit einem Minus von 17 Prozent auf 4,6 Millionen Fahrzeuge. So wenige Autos verließen zuletzt 1997 die Fabriken. Der Export sinkt sogar um 20 Prozent, sagte Wissmann am Donnerstag in Frankfurt am Main. Nachdem bislang 17.000 Stellen gestrichen worden sind, sei für den Rest des Jahres mit weiteren deutlichen Einschnitten zu rechnen. Aktuell kommen Hersteller und Lieferanten auf 730.000 Mitarbeiter, davon sind rund 25 Prozent in Kurzarbeit. Eine Prognose für die weitere Beschäftigung wollte Wissmann nicht wagen, doch „vor der Branche liegt ohne Zweifel ein schwieriger und steiniger Weg nach oben“.

Immerhin sollen in Deutschland 2009 rund 3,5 Millionen neue Pkw auf die Straße rollen nach 3,1 Millionen im vergangenen Jahr. Grund für das Plus ist allein der Erfolg der Abwrackprämie. In den ersten sechs Monaten wurden in Deutschland 2,06 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen, ein Plus gegenüber den ersten sechs Monaten 2008 von 26 Prozent. Im Juni ergab sich sogar ein Plus von 40 Prozent auf 427.000 neue Autos. Rund die Hälfte der privaten Autokäufer entschied sich für eine deutsche Marke, allen voran VW.

Die Prämie wird auch im zweiten Halbjahr noch Wirkung zeigen, denn erst 420 000 der insgesamt 1,7 Millionen Anträge sind vom zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bearbeitet. Geholfen hat die Prämie vor allem der Nachfrage nach Kleinwagen, die um 85 Prozent zulegte. Dagegen sackten die Verkäufe in der oberen Mittelklasse und in der Oberklasse im zweistelligen Bereich ab. Aber für Mercedes, BMW und Audi sieht Wissmann allmählich eine Stabilisierung der Nachfrage.

Der VDA-Präsident wie auch Volker Lange, Präsident der Auto-Importeure, erneuerten ihre Kritik an den Banken. Wären sie bei der Kreditgewährung nicht so zurückhaltend, hätten noch mehr Autos verkauft werden können. Vor allem im Transportgewerbe habe sich die Lage dadurch verschärft. „Eine nicht geringe Zahl von Kreditinstituten nimmt ihre Verantwortung für die reale Wirtschaft nicht oder nicht vollständig wahr“, sagte Wissmann. In etlichen Problemfällen habe er direkt den Vorstand der jeweiligen Bank angesprochen. Besonders kritisch ist die Lage auch wegen der Finanzierungsprobleme bei Zulieferern und hier insbesondere bei Firmen, die für die Nutzfahrzeugindustrie arbeiten.

Für die weitere Entwicklung der Industrie in den nächsten Jahren sei der USA- Markt entscheidend. „Hier liegt der Schlüssel für die Erholung.“ Wichtig sei auch, dass die Nachfrage in Asien stark bleibe. Eine Prognose für die Rückkehr der deutschen Hersteller auf das Produktionsniveau von 2007 wollte Wissmann nicht wagen. Klar ist allerdings auch für ihn, dass es einige Jahre dauern wird.

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