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Unerwartet glänzend verkaufte sich Mercedes. Vorstandschef Dieter Zetsche sieht alle Ziele übertroffen.

© dpa

Automobilindustrie: Auf zur Party nach Detroit

Die deutschen Hersteller feiern auf der US-Motorshow das überraschende Rekordjahr 2010. Mercedes hat seinen Absatz in China zuletzt verdoppelt.

Berlin - Kurz vor Beginn der Autoshow in Detroit resümieren die deutschen Konzerne ein ungewöhnliches Jahr. Für Audi war 2010 „das verkaufsstärkste Jahr aller Zeiten“, von der Marke VW wurden erstmals 4,5 Millionen Pkw verkauft und Mercedes-Benz hat „das beste vierte Quartal der Unternehmensgeschichte“ hinter sich. „Wir haben praktisch alle unsere Ziele übertroffen, einige sogar erheblich“, freute sich der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche am Freitag. Auch für das neue Jahr seien die Aussichten für Mercedes „sehr gut“. Der Stuttgarter Konzern profitierte ebenso wie Volkswagen und die VW-Tochter Audi von einem Nachfrageschub in China. Aber auch in Indien und Russland sowie in den USA ging es deutlich bergauf.

Volkswagen, Europas größter Autohersteller mit fast einem Dutzend Marken, verkaufte allein von der Marke VW mehr als 1,5 Millionen Autos in China, das entspricht einem Plus von 35,5 Prozent. Einen Audi kauften sich im vergangenen Jahr 227 938 Chinesen – das waren gut 43 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Noch größer war der Sprung von Mercedes, was indes mit dem geringeren Ausgangsniveau zusammenhängt: Mercedes verkaufte gut 148 000 Autos in China und damit mehr als doppelt so viel wie 2009. Ebenfalls zweistellige Zuwächse gab es für die Stuttgarter Nobelmarke in Indien, Brasilien, Südkorea und Südafrika. Dagegen konnte in Deutschland nur knapp das Niveau des Vorjahres gehalten werden – aber immerhin, denn nach dem aufgrund der Abwrackprämie sehr starken Absatz in 2009 waren die Neuwagenverkäufe hierzulande 2010 stark zurückgegangen.

Dagegen erholte sich der US-Markt. Mit 11,6 Millionen Autos kauften die Nordamerikaner fast 1,2 Millionen Autos mehr als noch 2009 - und blieben aber weiter unter ihrem langjährigen Durchschnitt von 15 Millionen. Die deutschen Marken holen auf: Nach Berechnungen des Duisburger Car-Centers erhöhten VW, Mercedes, BMW, Audi und Porsche ihren Anteil am US-Markt von 7,3 auf 7,6 Prozent. Dagegen rutschte der Anteil von Toyota um fast zwei auf gut 15 Prozent ab – die umfangreichen Rückrufe machen dem weltweit größten Autohersteller zu schaffen. Die einst als Big Three titulierten US-Konzerne General Motors, Ford und Chrysler haben ihre Sanierung offenbar überstanden und sich gut behauptet. Alles in allem werde die Autoshow in Detroit in der kommenden Woche „zur Party-Meile“, schreibt Car in einer aktuellen Studie. Die Deutschen würden sich mit „ehrgeizigen, aber realistischen Plänen“ präsentieren. Indes fehle, anders als in den USA, „in Deutschland ein nationales Programm für Elektromobilität – das wird uns in Detroit unter die Nase gerieben“.

Die größten Schlagzeilen in den USA wird in den nächsten Monaten vermutlich der Volkswagen-Konzern machen, der in Tennessee ein Werk eröffnet und damit seit Jahrzehnten erstmals wieder mit einer Produktion auf dem nordamerikanischen Markt vertreten sein wird. Mercedes (in Alabama) und BMW (North Carolina) bauen bereits seit vielen Jahren Autos vor Ort. Das zeigt sich auch am Absatz: Mercedes verkaufte im vergangenen Jahr mehr als 216 000 Autos in den USA, bei BMW waren es ebenfalls deutlich mehr als 200 000. Die VW-Tochter Audi bleibt mit gut 100 000 Fahrzeugen deutlich zurück, konnte den Absatz aber zuletzt um mehr als ein Fünftel steigern.

Alle Hersteller reklamieren für die nächste Modellgeneration sparsame Antriebe. Audi will den TDI Clean Diesel in die Oberklasse bringen und dadurch neue Käufer für den A 6 und den A 8 gewinnen. Mercedes kündigt die überarbeitete C-Klasse in diesem Frühjahr mit CDI-Technologie Blue Efficiency beim C 220 an. Das Modell verbraucht nach Firmenangaben im Schnitt nur 4,4 Liter auf 100 Kilometern und stößt 117 Gramm Kohlendioxid je Kilometer aus.

So erfolgreich 2010 für Mercedes ausfiel, so schwer tat sich die Schwestermarke Smart: Von dem Zweisitzer setzte Daimler mit gut 97 000 Exemplaren rund 20 000 weniger ab.

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