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Wirtschaft: Automobilindustrie: Autokonzerne tricksen bei Zulassungszahlen

Die Autohersteller Nissan und Renault haben im vergangenen Jahr die Zahl ihrer Tageszulassungen kräftig erhöht. Nach einer neuen Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) weist Nissan eine Steigerung von 24 Prozent aus, beim französischen Partnerunternehmen Renault sind es immerhin noch 11,6 Prozent.

Die Autohersteller Nissan und Renault haben im vergangenen Jahr die Zahl ihrer Tageszulassungen kräftig erhöht. Nach einer neuen Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) weist Nissan eine Steigerung von 24 Prozent aus, beim französischen Partnerunternehmen Renault sind es immerhin noch 11,6 Prozent. Kurzzulassungen - nach der KBA-Statistik maximal für 30 Tage - nehmen bei beiden Herstellern extrem großen Raum ein: Mehr als ein Fünftel aller in Deutschland abgesetzten Fahrzeuge gehen bei ihnen auf das Konto von Tageszulassungen. Auf dem deutschen Automarkt sind die beiden Partner (Renault hält 44 Prozent an Nissan) damit Spitzenreiter.

Nach den Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes sind es meist ausländische Hersteller, die ihren Absatz über Tageszulassungen künstlich ankurbeln. Bei Peugeot erreichen die für wenige Tage zugelassenen Autos immerhin noch einen Anteil von neun Prozent, bei Fiat sind es fast sieben Prozent. Die deutschen Hersteller halten sich mit dem Instrument der verdeckten Absatzförderung zurück: Meist liegt der Anteil der Tageszulassungen zwischen ein und zwei Prozent. Einzige Ausnahme ist Mercedes - die Marke von Daimler-Chrysler erreicht einen vergleichsweise hohen Wert von 4,2 Prozent.

In der Fahrzeugbranche stößt die Absatzpolitik von Nissan und Renault auf Kritik. "Das ist Kosmetik, die man gern zum Jahresende macht", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Automobilprofessor an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Weil mit Tageszulassungen ein vermeintlicher Verkaufserfolg suggeriert werde, spricht Dudenhöffer von einer "Irreführung des Aktionärs". Die Kosten für Aktionen mit Tageszulassungen sind aus Sicht des Hochschullehrers immens - an erster Stelle wegen des hohen Wertverlustes bei den Autos. Eine Tageszulassung schlage heute auf der Kostenseite der Hersteller mit mindestens 1000 Euro zu Buche.

Die Deutsche Renault AG verteidigt ihre Politik der großen Zahl von Tageszulassungen. "Es gibt einen Markt für solche junge Gebrauchte", sagt Reinhard Zirpel, Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit. Der französische Hersteller lasse sich diese Vertriebsvariante "nicht ausreden". Sein Unternehmen verzichte im Gegenzug auf den Werksangehörigen-Verkauf und den Absatzkanal über Mietwagen-Firmen - zwei weitere kosmetische Möglichkeiten zur Steigerung der Verkaufszahlen. Die Deutsche Renault sei zudem ein ertragsstarkes Unternehmen. Dasselbe gelte für die Händler, die auch ausreichend verdienten.

Nissan Deutschland bestätigt die Zahlen des Flensburger Kraftfahrt-Bundesamtes. "Im Jahr 2001 haben wir insgesamt 15 986 Einheiten als taktische Zulassungen getätigt", sagte eine Sprecherin. Mit diesem Instrument habe der japanische Hersteller die Verkaufsförderung unterstützt und positive Erfahrungen gemacht. Tageszulassungen hätten auch dabei geholfen, "in Deutschland unseren Marktanteil in einem rückläufigen Markt positiv zu beeinflussen." Nicht nur Nissan und Renault greifen verstärkt auf Tageszulassungen zurück. Nach KBA-Angaben erreichten die Tageszulassungen 2001 einen Anteil am Gesamtgeschäft von fünf Prozent.

zel, HB

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