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Neuer Kompakter. Auf der Plattform des Focus sollen zehn Baureihen stehen.

© Reuters

Automobilindustrie: Ford will weltweit angreifen

Der wiedererstarkte Ford-Konzern, viertgrößter Autobauer der Welt, sieht weltweit große Wachstumschancen. Insbesondere in Asien läutet der US-Konzern eine Aufholjagd ein – in China besteht Nachholbedarf.

Düsseldorf/Hamburg - „Wir haben eine starke Position in den USA, wir haben eine starke Stellung in Europa und wir sind die am schnellsten wachsende Marke im asiatischen-pazifischen Raum“, sagte Ford- Chef Alan Mulally dem „Handelsblatt“. „Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“ Auf die Frage, ob Ford jetzt weltweit die Konkurrenz angreifen wolle, sagte der Manager: „Absolut. Wir haben beschlossen, uns auf unsere Kernmarke Ford und die Premiummarke Lincoln zu konzentrieren und werden trotzdem in jedem Segment vertreten sein und zu den Besten gehören.“ Nach Mulallys Angaben hatte Ford vor vier Jahren über alle Konzernmarken 97 Modelle im Angebot. Heute seien es nur 30 bis 35. Erstmals stelle der Autobauer seine Autos auf globale Plattformen, auf denen gleiche Bauteile für verschiedene Modelle verwendet werden. „Wir sehen noch überall auf der Welt Potenzial.“

Insbesondere in China macht Fords Finanzchef Lewis Booth allerdings noch Nachholbedarf aus. „Wir sind in China spät dran, wollen aber jetzt in der Region stärker als bisher wachsen“, sagte Booth dem „Handelsblatt“. „China bietet angesichts der geringen Ausgangsbasis große Gelegenheiten.“ Aufgrund weiterhin eng begrenzter Mittel muss sich der hochverschuldete US-Autobauer stärker als die Rivalen Volkswagen und Toyota fokussieren. Ausgerechnet im global wichtigsten Markt China liegen die Amerikaner mit einem Pkw-Marktanteil von wenig mehr als zwei Prozent abgeschlagen zurück.

2009 schaffte es der Hersteller aus Dearborn bei Detroit in China nicht einmal unter die besten zehn Autobauer. Die dynamische Schlüsselregion dominieren der VW-Konzern, der in China laut den Analysten von HSBC 2009 auf einen Pkw-Marktanteil von gut elf Prozent kam, gefolgt von Hyundai aus Korea mit knapp sieben Prozent und Fords Erzrivalen General Motors mit sechs Prozent.

Um bei der Produktion Kostenvorteile zu realisieren, wird Ford seinen neuen Kompaktwagen Focus als erstes Auto des Konzerns global anlegen. „Was wir jetzt tun, ist die Implementierung der ursprünglichen Vision des Firmengründers Henry Ford, dessen Konzept der modernen Fertigung von Fahrzeugen die Industrie revolutionierte“, sagte Ford-Chef Mulally. „Wir werden auf der Plattform des neuen Focus insgesamt zehn verschiedene Baureihen stellen und kommen so auf eine Stückzahl von etwa zwei Millionen Autos pro Jahr, die allein auf dieser einen Plattform gebaut werden.“

Finanzchef Booth, früher Europachef von Ford, räumt ein, dass sein Konzern den Wachstumsmarkt China im Vergleich zur Konkurrenz vernachlässigt habe. Nun investieren die US-Manager, Juniorpartner in zwei chinesischen Gemeinschaftsfirmen, kräftig in zusätzliche Fertigungskapazität, ein größeres Händlernetz, intensivere lokale Zulieferung und neue Modelle. Neben zwei neuen Fahrzeugwerken errichtet Ford ein Motorenwerk, das 2013 die Produktion aufnehmen und die Jahreskapazität auf 750 000 Einheiten steigern soll. In China hat Ford gemeinsam mit den Partnerunternehmen in den ersten acht Monaten des Jahres fast 370 000 Fahrzeuge verkauft – ein Plus von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ford erwartet 70 Prozent seines Absatzwachstums der kommenden zehn Jahre aus der Region Asien-Pazifik und Afrika. mcs/hz (HB)

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