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Autozulieferer: Schaeffler streicht in Deutschland 5000 Stellen

Der schwer angeschlagene Autozulieferer Schaeffler steht vor Massenentlassungen. Allein in Deutschland drohe der Abbau von 5000 der 28 000 Arbeitsplätze, im Ausland stünden weitere 3000 Stellen zur Disposition, heißt es im Unternehmen.

München - Der schwer angeschlagene Autozulieferer Schaeffler steht vor Massenentlassungen. Allein in Deutschland drohe der Abbau von 5000 der 28 000 Arbeitsplätze, im Ausland stünden weitere 3000 Stellen zur Disposition, heißt es im Unternehmen. Belegschaft und IG Metall bereiten sich auf einen Konflikt mit Firmenchef Jürgen Geißinger vor. „Wie alle Unternehmen in der Branche trifft uns die Krise und wir müssen reagieren“, ließ dieser erklären. Zu Details der Abbaupläne schweigen die Franken noch. Näheres soll kommenden Dienstag im Wirtschaftsausschuss am Firmensitz in Herzogenaurach auf den Tisch und erst dem Personal, dann der Öffentlichkeit verkündet werden.

Mit der Übernahme der Hannoveraner Continental, mit der sich Schaeffler verhoben hat, habe der Kahlschlag aber nichts zu tun, wird versichert. Schaeffler hat Conti auf Pump gekauft und sitzt nun auf einem Schuldenberg von zehn Milliarden Euro. Mit einer ähnlichen Summe ist Conti verschuldet. Geißinger und Maria- Elisabeth Schaeffler gehen damit auf Konfrontationskurs zur Belegschaft und zur IG Metall. Dies könnte riskant sein, denn ausgerechnet die Arbeitnehmer sind wichtige Fürsprecher für Staatshilfe. Schaeffler benötigt nach eigenen Angaben eine Finanzspritze von rund sechs Milliarden Euro, weil sonst die Überschuldung droht. Banken haben den Herzogenaurachern Anfang April einen Kredit in Höhe von einer Milliarde Euro gewährt, um Schaeffler Zeit zu geben.

Insider vermuten, dass die Kreditinstitute die treibende Kraft hinter dem sich abzeichnenden Kahlschlag sind. Sie hätten die Gewährung des Kredits von einem massiven Stellenabbau abhängig gemacht, heißt es. In der Belegschaft ist die die zuletzt kooperative Stimmung deshalb umgeschlagen. Der genannte Umfang des Stellenabbaus umfasse auch Sparelemente durch das Zusammengehen mit Conti, wird vermutet. Betriebsräte kündigen bereits harten Widerstand an. „Wir werden mit aller Macht gegen Kündigungen kämpfen“, stellte Schaeffler-Betriebsratschef Norbert Lenhard an. Er verwies auf eine Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung, mit der das Management nun offenbar brechen wolle. Die war erst im Februar zwischen der Gewerkschaft und der Familie Schaeffler geschlossen worden und schließt betriebsbedingte Kündigungen aus.

Erst vor kurzem sei die Belegschaft noch für Frau Schaeffler auf die Straße gegangen, um sie im Ringen um Staatshilfe zu unterstützen, jetzt solle auf Kosten des Personals saniert werden, kritisierte ein Arbeitnehmervertreter. Nun müsse der Staat eingreifen. Das Management solle die laufende Kurzarbeit auf zwei Jahre ausdehnen und den sich abzeichnenden Stellenabbau damit begrenzen.

In der Unternehmensführung wird dagegen signalisiert, dass am Sparkurs kein Weg vorbeiführt. Die Automobilmärkte würden noch Jahre brauchen, um sich zu erholen. Schaeffler müsse sich wetterfest machen. Die Aufträge beim Zulieferkonzern sind zuletzt angeblich um 40 Prozent eingebrochen. Der Jahresumsatz steuere 2009 auf acht Milliarden Euro zu, heißt es. Geplant worden sei mit zehn Milliarden Euro. Weltweit beschäftigt Schaeffler derzeit noch 66 000 Personen. Das sind bereits 4000 Mitarbeiter weniger als im Herbst 2008. Durch Nichtbesetzen frei werdender Stellen wird bereits im Stillen Personal abgebaut. Auch in Deutschland wurden so schon rund 500 Arbeitsplätze gestrichen, sagen Betriebsräte. Tausende Schaeffler-Mitarbeiter arbeiten zudem bereits kurz. tmh

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