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Wirtschaft: Aventis-Übernahme steht vor der Entscheidung

Aufsichtsrat prüft Angebote von Sanofi und Novartis

Frankfurt (Main) (shf/HB). Im Tauziehen um den deutschfranzösischen Pharmakonzern Aventis steht offenbar eine Entscheidung unmittelbar bevor. Der Aufsichtsrat des Unternehmens diskutierte am Sonntag über konkurrierende Angebote von Sanofi-Synthelabo und vom Schweizer Konzern Novartis. Eine Entscheidung war bis Redaktionsschluss noch nicht gefallen.

Die Entwicklung hat sich dramatisch beschleunigt, nachdem der Novartis-Vorstand am Donnerstag die Aufnahme offizieller Verhandlungen mit Aventis beschlossen hat. Vertreter von Investmentbanken gehen davon aus, dass der Konzern schon am heutigen Montag eine formale Offerte vorlegen wird und dabei 67 bis 70 Euro je Aventis-Aktie bieten könnte. Das feindliche Angebot, mit dem Sanofi vor drei Monaten die Übernahmeschlacht um Aventis eröffnet hatte, würde damit um fast ein Fünftel übertroffen.

Regierung macht Druck

Gleichzeitig hat auch die französische Regierung am Wochenende offenbar massiv den Druck auf Sanofi verstärkt, mit einem verbesserten Angebot doch noch eine französische Fusion zu ermöglichen. Auf Drängen von Finanzminister Nikolas Sarkozy haben sich Aventis-Chef Igor Landau und Sanofi-Chef Jean-Francois Dehecq am Freitag erstmals direkt getroffen. Nach Informationen der französischen Tageszeitung „Le Monde“ diskutierten sie dabei zusammen mit Beratern und Investmentbankern über Möglichkeiten einer Annäherung.

Französische Regierungsvertreter hatten sich in den vergangenen Wochen wiederholt gegen Novartis und für eine Fusion von Sanofi und Aventis ausgesprochen. Dagegen mahnten Bundeskanzler Schröder und der Schweizer Bundespräsident Joseph Deiss am Wochenende eine neutrale Haltung der Regierungen an.

Vor dem Hintergrund der bisherigen Diskussionen erscheint eine Einigung zwischen dem Management von Sanofi und Aventis indessen nur schwer vorstellbar. Vorstand und Aufsichtsrat von Aventis lehnen das bisherige Angebot von Sanofi (0,83 eigene Aktien plus 11,50 Euro in bar) als deutlich zu niedrig und strategisch uninteressant ab. Eine Fusion mit Novartis bezeichnete Aventis-Chef Igor Landau vor wenigen Tagen dagegen als „sehr, sehr attraktiv". Eine Kehrtwende zugunsten Sanofis wäre vor diesem Hintergrund äußerst schwer zu begründen.

Nach Informationen aus französischen Medien ist eine Einigung zwischen Sanofi und Aventis dagegen möglich, wenn man sich über Fragen der Bewertung und die Besetzung wichtiger Managementpositionen verständigen kann. In Frankreich geht man davon aus, dass Sanofi-Chef Dehecq Aventis entgegengekommen ist. Zudem wird spekuliert, dass Aventis-Chef Landau gegen eine üppige Abfindung bereit wäre, das Handtuch zu werfen. Landau hat bislang allerdings eine Kombination mit Novartis bevorzugt – unter anderem aufgrund der relativ komplementären Produkt- und Forschungsprogramme sowie der starken US-Präsenz, die ein kombinierter Konzern hätte.

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