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Wirtschaft: Babcock will die HDW-Werft zurück

Insolvenzverwalter prüft Klage gegen die Käufer

Oberhausen (tag/gil/HB). Die Führung des insolventen Anlagenbaukonzerns Babcock Borsig AG erwägt, den Verkauf der Kieler Werft HDW an die US-Gesellschaft One Equity Partners (OEP) juristisch anzufechten. „Es deutet vieles darauf hin, dass OEP bei Vertragsabschluss wusste, dass Babcock von der Insolvenz bedroht war und sich dieses Wissen zunutze gemacht hat", sagte Babcock-Vorstandschef Horst Piepenburg dem „Handelsblatt“. Gemeinsam mit Babcock-Insolvenzverwalter Helmut Schmitz lasse er deshalb von Juristen die Erfolgsaussichten einer Klage prüfen: „Falls die Chancen hoch genug sind, werden wir klagen.“ Ziel ist eine Rückabwicklung des Verkaufs.

Klaus Lederer, damals gleichzeitig Chef bei Babcock und der Konzerntochter HDW, hatte OEP 25 Prozent an der Werft verkauft. Die Tui hatte OEP weitere 50 Prozent minus eine Aktie verschafft. Die restlichen 25 Prozent plus eine Aktie liegen zwar noch bei Babcock, sind aber an die US-Gesellschaft verpfändet. Die Finanzinvestoren, deren Chef Richard Cashin bei früheren Projekten eng mit Lederer zusammen arbeitete, hatten Babcock für die erste Tranche 300 Millionen Euro Schulden abgenommen und ein Darlehen von 50 Millionen Euro gewährt. Wenn Babcock das Geld nicht zurück zahlt, fallen auch die restlichen 25 Prozent an HDW an die Amerikaner. „Das Darlehen ist fällig gestellt, und wir können das Geld nicht aufbringen“, sagt Piepenburg. „Wir haben damit keinen Zugriff mehr auf unseren Anteil.“ Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen Lederer bereits wegen Insolvenzverschleppung und Untreue. Bis zum 30. September hat Babcock allerdings noch die Option, die 25 Prozent von sich aus zu verkaufen – und erhielte dafür das Darlehen erlassen und weitere 224 Millionen Euro Schuldenübernahme.

Bei einer kompletten Übernahme könnte OEP auch den US-Rüstungskonzern Northrop Grumman an der Werft beteiligen. Die Amerikaner wollten 20 Prozent minus eine Aktie übernehmen. Der Plan war zunächst gescheitert, weil OEP die HDW nach der Babcock-Insolvenz nicht zu 100 Prozent in die Hände bekam. Statt dessen hatten HDW und Northrop Grumman vereinbart, HDW-Produkte gemeinsam zu vermarkten. Unter anderem geht es dabei um neue HDW-U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb. An diesen Schiffen ist Taiwan interessiert, die Bundesregierung hatte einen Export jedoch stets abgelehnt. Northrop Grumman hofft allerdings, die Boote über eine Beteiligung oder Kooperation doch noch zu liefern. Sollte Babcock auf Rückabwicklung des HDW-Verkaufs klagen, wäre das ein neuerliches Hindernis.

Das Insolvenzverfahren über Babcock Borsig soll am Sonntag eröffnet werden. Der vorläufige Insolvenzverwalter Helmut Schmitz geht davon aus, dass das Amtsgericht Duisburg für 24 der 25 betroffenen Konzernteile eine Insolvenz in Eigenverwaltung beschließt. Dabei hat der Vorstand größere Rechte, als wenn nur der Insolvenzverwalter agiert.

Schmitz erwartet, dass die Gläubiger zumindest eine Quote von fünf Prozent erhalten. Die Verbindlichkeiten der AG belaufen sich nach seiner Rechnung auf 1,1 Milliarden Euro, aber das ist nur eine „äußerst vorsichtige Schätzung“. Schmitz hofft jedoch, die Quote durch Verkäufe noch erhöhen zu können. Jetzt wurden die Montagebau-Aktivitäten in Abu Dhabi mit 1300 Beschäftigten und 90 Millionen Euro Umsatz an das dortige Management und einen Finanzinvestor aus der Region verkauft.

Mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens werden auch die ersten Kündigungen anstehen. Die noch zu gründende Auffanggesellschaft soll nur die gesunden Teile des Konzerns übernehmen. Bei Stellung des Insolvenzantrages am 7. Juli waren 21 000 Beschäftigte betroffen, davon 12 000 im Inland.

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