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Wirtschaft: Babelsberg spielt ab April an der Börse mit

Eigentümer verkaufen zehn Prozent ihrer Anteile

Berlin - Das Drehbuch für den Börsengang der Filmstudios Babelsberg ist fertig: „Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ist notariell beurkundet und wird zeitnah ins Handelsregister eingetragen“, sagte Geschäftsführer Carl Woebcken am Freitag dem Tagesspiegel. „Die Notierung im Freiverkehr der Frankfurter Börse soll Ende April erfolgen.“

Nach der Privatplatzierung von zehn Prozent ihrer Anteile planen Woebcken und Partner Christoph Fisser, die das Studio 2004 von dem französischen Mischkonzern Vivendi gekauft hatten, auch eine Kapitalerhöhung. Ein späterer Wechsel in den Geregelten Markt der Frankfurter Börse sei denkbar.

Die Eigentümer der Filmstudios wagen damit schneller als erwartet einen riskanten Schritt: Die Studios stecken nach dem Verkauf mitten im Umbau. Woebcken und Fisser sind in der Filmszene bisher kaum aufgefallen, Woebcken hat als Ex-Finanzvorstand der Medienfirma TV Loonland aber gute Kontakte in der Finanzbranche. Die Partner hatten das Gelände für einen symbolischen Euro von Vivendi erworben. Vivendi stellte ihnen zugleich 18 Millionen Euro zur Verfügung, die in Raten ausgezahlt werden. Dem Konzern war es trotz einiger Hollywood-Produktionen („In 80 Tagen um die Welt“, „Bourne Supremacy“) in 15 Jahren nicht gelungen, die Studios profitabel zu machen.

Auch 2005 wird nach Angaben von Woebcken unter dem Strich ein operatives Minus von 2,5 Millionen Euro anfallen – bei einem geplanten Umsatz von 45 bis 50 Millionen Euro. Der Grund: Abschreibungen und Restrukturierungsaufwendungen aus dem vergangenen Jahr. Für 2006 sind erstmals schwarze Zahlen geplant.

Woebcken und Fisser werden bei der Privatplatzierung 1,5 Millionen Euro kassieren. Um den Anforderungen für eine Börsennotiz zu genügen, werden 1,5 Millionen Aktien zum Nennwert von je einem Euro zur Hälfte an „Freunde, Bekannte und Leute aus der Industrie, die an uns glauben“ gehen. Die andere Hälfte wird Mitarbeitern angeboten. Der Preis wurde bewusst niedrig angesetzt. „Bei insgesamt 15 Millionen Aktien ist Studio Babelsberg sehr attraktiv bewertet“, sagte Woebcken. „Wir sind davon überzeugt, dass die faire Bewertung beim Vier- bis Fünffachen liegt.“

Bei einer Kapitalerhöhung, bei der die Hälfte aller Studio-Aktien zum Verkauf steht, soll sich der Aktionärskreis erweitern: „Wir glauben, dass unsere Aktie für das breite Publikum interessant ist“, sagte Woebcken. In Frankfurter Finanzkreisen ist Babelsberg allerdings noch kein Thema: „Der Börsengang der Studios ist am Markt nicht präsent“, sagt Heinrich Ey, Portfoliomanager Telekom und Medien, bei der Fondsgesellschaft Dit. „Zu klein“, heißt es bei einem anderen Fonds.

Woebcken und Fisser spekulieren dennoch auf einen hohen Emissionserlös. „Wir gehen an die Börse, um unsere Expansion zu finanzieren.“ Bei einer späteren Kapitalerhöhung zu einem Kurs von drei Euro flössen dem Studio 22,5 Millionen Euro zu, die in den Bau einer Studiohalle und die Modernisierung der Postproduktion investiert werden sollen.

Auch Vorstand und Aufsichtsrat sind benannt: Neben Woebcken und Fisser wird der kaufmännische Leiter, Marius Schwarz, im Vorstand sitzen. Den Aufsichtsrat bilden der Berliner Rechtsanwalt Stefan von Moers (Vorsitz), Christian Franckenstein, Finanzchef der MME Entertainment AG, und Bertrand Malmendier, ebenfalls Rechtsanwalt in Berlin.

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