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Nordbanken

© dpa

Bad Bank: Gutes Geld mit schlechten Papieren

Schweden und Japan gründeten in den 90er Jahren eine Bad Bank – heute zahlt sich diese Idee aus.

Ein Rat aus schwedischen oder japanischen Finanzkreisen ist derzeit so gefragt wie selten. Denn beide Länder haben in der jüngeren Vergangenheit Erfahrungen mit einer Bad Bank gesammelt – allerdings sehr unterschiedliche.

Schweden gilt als erfolgreiches Beispiel. Anfang der 90er Jahre wurde den schwedischen Banken die einbrechende Konjunktur und die zuvor leichtfertige Kreditvergabe zum Verhängnis. Die Immobilienpreise fielen, und notleidende Kreditforderungen brachten die Banken an den Rand des Ruins. Der Staat handelte: Zunächst sicherte er sich über Eigenkapitalhilfen Anteile an den wichtigsten Banken des Landes, dann gründete er drei Bad Banks, in die faule Kredite aller damals 134 schwedischen Banken eingebracht wurden.

Vor allem ging es um die drei größten Institute Nordbanken, SEB und Gota, für die jeweils eine andere Abwicklungsgesellschaft zuständig war. Im Gegenzug wurden die drei Häuser faktisch verstaatlicht. „In Schweden hatte man keine ordnungspolitischen Hemmungen, massiv einzugreifen“, sagt Christoph Kaserer, Professor für Finanzmanagement und Kapitalmärkte an der TU München. Dadurch habe sich die Situation der Banken auf einen Schlag verbessert. Ob aber die Bad Banks oder die anziehende Konjunktur ab 1995 letztlich den Weg aus der Krise wiesen, kann man nicht eindeutig feststellen, so Kaserer. Den schwedischen Steuerzahler kostete die Bankenrettung umgerechnet etwa 3,5 Milliarden Euro, schätzen Fachleute. Andere Stimmen sprechen gar von einem Gewinn, denn bis heute hält der Staat einen Anteil von 20 Prozent an Nordea, ehemals Nordbanken. Eine Beteiligung, die deutlich im Wert gestiegen ist.

In Japan dauerte die Bankenkrise länger, von 1990 bis 2005. In dieser Zeit unternahm das Land mehrere Versuche, die Bilanzen der Banken von schlechten Krediten zu reinigen. Der erste Anlauf war 1992 eine Art Fonds, der von 162 Finanzinstituten ohne staatliche Beteiligung, aber unter Anleitung des Finanzministeriums gegründet wurde. Der Fonds sollte den Banken die schlechten Papiere abnehmen und veräußern. Das Problem: Die Banken kauften sich die Probleme letztlich gegenseitig ab und trugen weiterhin das Risiko. Das verbesserte die Liquidität der Institute nur geringfügig und schuf bei Investoren kein neues Vertrauen. Die Banken nutzten die Bad Bank dennoch ausgiebig, um Steuern zu sparen – Schätzungen zufolge bis 1998 umgerechnet knapp 40 Milliarden Euro.

1996 gründete der Staat die zentrale Auffanggesellschaft RCC, die zunächst nur insolventen Instituten die schlechten Kredite abkaufte und ab 1999 auch finanziell soliden Banken. Zudem erhöhte die neue Regierung unter Ministerpräsident Koizumi in den Folgejahren den Druck auf die Banken, toxische Papiere offenzulegen und an den RCC zu verkaufen. Dieses Vorgehen gilt als wichtiger Baustein für die folgende Erholung. Entscheidend war, so Christoph Kaserer, dass man den Banken die faulen Papiere komplett abgenommen hat. Sonst hätte man das Problem nicht gelöst, dass niemand frisches Kapital investieren wollte. Die schlechten Kredite kosteten die Staatskasse umgerechnet knapp 85 Milliarden Euro, mehr als 98 Prozent davon hat die Regierung nach Angaben der japanischen Behörde für Einlagensicherung durch den Verkauf der Forderungen inzwischen wieder eingenommen.

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