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Bahn: "Schließen, Streichen, Schluss"

Die Bahn will 14.000 Stellen abbauen – wegen der Krise. Doch die Gewerkschaft hält das für ein vorgeschobenes Argument.

Berlin - Die Deutsche Bahn will in den kommenden fünf Jahren rund 14 000 Stellen im gesamten Konzern abbauen. Das geht nach Tagesspiegel-Informationen aus der Mittelfristplanung des Staatskonzerns hervor, die der Aufsichtsrat vergangene Woche zur Kenntnis genommen hat. Allein im Schienen-Güterverkehr sollen bis 2011 rund 4000 Jobs wegfallen. Die Gewerkschaft Transnet kritisierte dieses Vorhaben am Wochenende scharf – sie befürchtet, dass die Bahn geschwächt wird und bei anziehender Konjunktur zusätzliche Nachfrage nicht bedienen kann.

Ein Mitglied des Aufsichtsrats sagte, die Zahl von 14 000 Stellen sei nicht außergewöhnlich hoch. In der Vergangenheit habe die Bahn zum Teil über mehrere Jahre jeweils 10 000 Arbeitsplätze gestrichen. Dies sei weitgehend geräuschlos über die Bühne gegangen. Die Streichpläne sind Teil des Sparprogramms namens „React“, mit dem die Deutsche Bahn die Folgen der Wirtschaftskrise bewältigen will.

Ein Bahn-Sprecher wollte die Angaben nicht bestätigen. Die Bahn stelle auch Personal ein, zum Beispiel gerade mehr als 200 Mitarbeiter in Vertrieb und Fernverkehr. Zudem würden allein durch die übliche Fluktuation zwei Prozent der Stellen pro Jahr frei; das seien allein im Inland 3800. Außerdem gelte weiterhin das Beschäftigungsbündnis, das betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.

Dieser Vertrag mit den Gewerkschaften läuft allerdings Ende 2010 aus und muss dann neu verhandelt werden. Die Beschäftigten, deren Jobs wegfallen, wurden bislang meist auf andere Tätigkeiten vermittelt. Mitte 2009 beschäftigte die Bahn knapp 237000 Menschen weltweit – das waren bereits 4000 weniger als ein Jahr zuvor. Die neuen Streichpläne betreffen also rund sechs Prozent der Beschäftigten.

Wie es weiter hieß, sind die Frachtraten im Konzern seit September wieder gestiegen. Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte bereits davon gesprochen, dass die Talsohle für das Unternehmen durchschritten sei. Auch deshalb plant die Bahn Aufsichtsratskreisen zufolge für 2010 wieder einen höheren Gewinn: Vor Zinsen und Steuern soll er bei 1,7 Milliarden Euro liegen, nachdem es in diesem Jahr der Planung zufolge 1,4 Milliarden Euro sein werden.

Die Gewerkschaft Transnet übt heftige Kritik an den Abbauplänen. Allein im deutschen Schienen-Güterverkehr, der von der Krise stark betroffen ist, sollten 4000 Stellen bis 2011 gestrichen werden. Dies sei ein „Armutszeugnis für das Management“, sagte Gewerkschaftsvize Wolfgang Zell. Zugleich sollten 72 Güterverkehrsstellen in der Fläche geschlossen werden. Darunter sollen auch Anlagen in Berlin-Spandau und in Brandenburg sein. Die Finanzkrise werde als Vorwand benutzt, um das Unternehmen wieder „auf Rendite zu trimmen“, kritisierte Zell. Anstelle einer Strategie, die auf Wachstum der Schiene abziele, setze die Führung nur auf „Schließen, Streichen, Schluss“. Damit bringe sich das Unternehmen um Wachstumsperspektiven. Auch vor dem Hintergrund der Klima-Debatte verbaue sich die Bundesrepublik „die Chancen auf eine klimapolitisch sinnvolle Lenkung des Güterverkehrs“.

Die Bahn wies die Transnet-Kritik zurück. „Einen Kahlschlag in der Fläche wird es im Schienengüterverkehr nicht geben“, versicherte Schenker-Rail-Chef Alexander Hedderich. Man müsse aber darauf reagieren, dass das Transportvolumen im Zuge der Krise um die Hälfte gesunken sei. Man werde aber „mit Augenmaß“ vorgehen. Das Niveau von 2008 werde das Unternehmen aber „erst in einigen Jahren“ wieder erreichen. Daher müsse die Produktivität erhöht und Kosten gesenkt werden.

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