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Wirtschaft: Bahn soll für Verspätung zahlen

EU will Preiserstattung von bis zu 75 Prozent

Brüssel - Bahnreisende in der Europäischen Union sollen nach dem Willen von Europaabgeordneten künftig für verspätete Züge Entschädigungen erhalten. Diese Regelung ist im sogenannten Dritten Eisenbahnpaket der EU enthalten. Der Verkehrsausschuss des Europaparlaments hat es am Dienstag in Brüssel verabschiedet. „Das wird die Pünktlichkeit der Züge erhöhen und die Attraktivität der Bahn verbessern“, sagte der Berichterstatter des Ausschusses, Georg Jarzembowski (CDU). Die Regelung muss nun vom Parlament und von den EU-Verkehrsministern abgesegnet werden.

Die Entschädigung soll gestaffelt werden: Kommt ein Zug mehr als eine Stunde zu spät an, werden 25 Prozent des Ticketpreises erstattet. Bei einer Verspätung von mehr als zwei Stunden gibt es die Hälfte zurück. Bei Verzögerungen von mehr als drei Stunden muss die Bahngesellschaft 75 Prozent erstatten.

Die Deutsche Bahn AG findet ein europaweit gültiges Gesetz vernünftig, hätte allerdings eine außergesetzliche Regelung bevorzugt, wie der Sprecher der Sparte Personenverkehr, Achim Stauß, sagte. Die Bahn gibt ihren Kunden bereits seit zwei Jahren Gutscheine im Wert von 20 Prozent des Fahrpreises bei Verspätungen von mehr als einer Stunde.

Das Dritte Eisenbahnpaket soll die Liberalisierung des Bahnverkehrs in der EU vollenden und damit für mehr Wettbewerb unter den Bahngesellschaften sorgen. Dazu müssen die EU-Staaten ihre Bahnnetze ab 2010 für grenzüberschreitende Personenzüge öffnen, die von Bahnunternehmen aus anderen EU-Staaten betrieben werden. Ab 2017 soll die Öffnung auch für den Inlandsverkehr gelten. Dann könnte beispielsweise die Deutsche Bahn die Strecke Straßburg-Marseille betreiben und ihr französischer Konkurrent die Strecke München-Hamburg. Für den Frachtverkehr gelten entsprechende Bestimmungen bereits seit Jahresbeginn.

„Die Zeit der Monopole geht zu Ende“, sagte Jarzembowski. Gegen die Pläne wenden sich die Eisenbahngesellschaften in mehreren EU-Staaten, etwa in Frankreich. Auch im Ministerrat gibt es Widerstände. lich/AFP

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