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Wirtschaft: Bahn will Fahrgäste besser informieren

Kunden sollen schneller von Verspätungen erfahren / Lokführer-Streik frühestens ab Montag

Berlin (brö). Die Deutsche Bahn will Reisende besser über mögliche Verspätungen informieren und so die Kundenzufriedenheit steigern. Dazu investiert der Staatskonzern 220 Millionen Euro in ein Handygestütztes System, das das Zugpersonal automatisch mit Informationen über Betriebsstörungen versorgen und im Laufe der nächsten Jahre flächendeckend eingeführt werden soll. „Der Prozess ist überfällig“, sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn am Donnerstag in Berlin. Unterdessen geht die Diskussion über das Preissystem der Bahn weiter. Umweltstaatssekretärin Margareta Wolf (Grüne) will am 7. Mai mit Mehdorn zusammenkommen, um mit ihm über die Kritik an den Tarifen zu sprechen. Am heutigen Freitag findet auf Einladung Wolfs ein Treffen statt, bei dem sich Verbraucher- und Umweltverbände auf eine einheitliche Kritiklinie einigen wollen.

Das Reisenden-Informations-System RIS soll die Fahrgäste über Störungen im Zugverkehr und Reisealternativen informieren und sie in Kenntnis setzen, ob Anschlusszüge warten. Die Mitteilungen sollen auch auf Bahnhöfen und im Internet verfügbar sein. Mehdorn sagte, meist seien es nicht die Verspätungen selbst, über die sich die Kunden ärgerten, sondern die mangelnde Information. RIS soll es noch 2003 auf allen Hauptstrecken im Fernverkehr geben. Bis 2008 werde es auch im Nahverkehr sowie an den 6000 Haltepunkten eingeführt sein, kündigte Personenverkehrs-Chef Christoph Franz an. Derzeit sind 1000 der 30 000 täglich verkehrenden Züge in das System eingebunden.

Grundlage des RIS sind 5000 Handys, mit denen das Zugpersonal Verspätungen an einen Zentralcomputer melden soll. Zudem sollen die Züge ihre Position über das Satellitensystem GPS an die Zentralen weitergeben. „Aus diesem Daten-Topf werden alle gleichzeitig informiert, dadurch haben alle denselben Informationsstand“, so Franz.

Die miserablen Noten, die die Bahn in Umfragen und Studien für ihr neues Preissystem bekommt, wies Mehdorn als ungerechtfertigt zurück. So hätten die meisten Kunden noch die alte Bahncard und seien mit dem neuen System noch nicht vertraut, sagte er. Mit dem Verbände-Treffen habe die Bahn „nichts zu tun“. Wolf, die auch im Bahn-Aufsichtsrat sitzt, hatte 20 Verbände zu einem Workshop eingeladen, um über mögliche Änderungen an dem Preissystem zu diskutieren. Ziel sei es, die Kritik „zu bündeln, zu kanalisieren und konstruktiv zu wenden“, hieß es. Anfang Mai will Wolf dann mit Mehdorn ausloten, inwieweit die Verbände-Kritik zu Änderungen der Tarife führen kann.

Derweil ist ungewiss, ob sich die Bahn im Tarifstreit mit ihren Lokführern wird einigen können. Ebenfalls am Freitag kommen die Bahn-Arbeitgeber und die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) zu einer entscheidenden Verhandlungsrunde zusammen. Sollte diese scheitern, droht ein folgenreicher Streik. Aus Kreisen der GDL verlautete jedoch, dass im Fall eines Scheiterns mit Arbeitskämpfen nicht vor Montag, dem 14. April gerechnet werden müsse. Dann will die GDL mit mehreren hundert Funktionären ihr weiteres Vorgehen beraten.

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