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Wirtschaft: Bahn zieht Interregios aus dem Verkehr

Ersatz durch teureren Intercity / Fahrplanwechsel ab 15. Dezember bringt neue Verbindungen ab Berlin

Frankfurt (Main) (ro). Die Deutsche Bahn AG ersetzt ab Mitte Dezember ihre Interregio-Züge weitgehend durch teurere Intercity-Züge. Mit dem Fahrplanwechsel ab dem 15. Dezember sollen die Kunden durch den Ersatz von zehn Interregio-Strecken schneller ans Ziel kommen, kündigte der Konzern am Montag in Frankfurt (Main) an. Besonders Berufspendler müssen nun mit höheren Fahrtkosten rechnen. Betroffen sind auch Verbindungen von und nach Berlin – es kommen jedoch auch neue Strecken hinzu. Im Fernverkehr setzt die Bahn fast ausschließlich auf ICE- und IC-Züge.

Durch den bedeutendsten Fahrplanwechsel seit 1991 sparen ab Mitte Dezember Bahnkunden vor allem zwischen Süddeutschland und dem Ruhrgebiet Zeit, und zwar bis zu einer Stunde, vereinzelt sind es sogar knapp zwei Stunden. Grund ist die komplette Einbindung der neu gebauten ICE-Strecke Frankfurt-Köln in das Netz der Bahn.

Die Bahn erhöht mit der Fahrplan-Umstellung ihr Angebot im Fernverkehr um etwa ein Prozent auf knapp 137 Millionen Zugkilometer pro Jahr. Immer wichtiger wird dabei der ICE, auf den 57 Prozent des Angebotes entfällt. „Wir drücken aufs Tempo“, sagte Ingulf Leuschel, Fahrplan-Chef der Deutschen Bahn. Sieben neue ICE-Linien werden mit dem neuen Fahrplan auf die Gleise gebracht. Dabei werden die allermeisten ICEs, die zwischen Frankfurt und Nordrhein-Westfalen verkehren, auf die Neubaustrecke zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und Köln verlegt. Dadurch ergibt sich für weiterführende Strecken ein erheblicher Zeitgewinn, bis nach Amsterdam und Brüssel. Von München nach Köln verkürzt sich die Fahrzeit um 57 Minuten, vom Flughafen Frankfurt zum Flughafen Düsseldorf um 78 Minuten, von Mannheim nach Wuppertal um 61 Minuten und von Frankfurt nach Brüssel sogar um 110 Minuten. Wie sich dies preislich auswirkt, will die Bahn erst in der kommenden Woche bei der Vorstellung ihres neuen Preissystems erklären.

Durch die Neuerungen werden nach Ansicht der Bahn künftig weitere Kurzstreckenflüge wegfallen. Die bisher von Bahn und Lufthansa zwischen Stuttgart und Frankfurt eingesetzten Airail-Züge sollen künftig auch zwischen Köln und Frankfurt sowie Düsseldorf und Frankfurt verkehren. Geschäftsreisende vom Flugzeug auf die Schiene locken soll zudem eine weitere ICE-Sprinter-Verbindung zwischen Frankfurt und Hamburg mit einer Fahrtzeit von 3:19 Stunden. Sie kostet allerdings 15 Euro Aufpreis.

Durch den neuen Fahrplan steigt das Angebot für Bahnfahrten von und nach Berlin. Es wird eine umsteigefreie Verbindung von Berlin nach Karlsruhe, Freiburg und Basel geben. Zudem fahren zwischen der Hauptstadt und Nordrhein-Westfalen die ICEs nun stündlich statt bislang zweistündlich.

Umgestellt werden auch die Verbindungen Frankfurt (Main)-Halle-Berlin-Stralsund sowie Berlin-Hannover-Osnabrück-Münster/Amsterdam. Auf den bisherigen Interregio-Verbindungen München-Oberstdorf, München-Regensburg sowie Hamburg-Flensburg verkehren wegen der schwachen Nachfrage künftig Nahverkehrs-Züge, die anders als der Fernverkehr von den Ländern bestellt werden.

Neun Prozent Aufschlag für Pendler

Für viele Pendler ist das Aus für die Interregios allerdings mit Nachteilen verbunden. Während sie die Interregios bislang auch mit Fahrkarten der Verkehrsverbünde nutzen konnten, sind die ICs tabu. Die Bahn gestattet den Zutritt nur gegen einen Aufschlag, der beim Besitz einer Monatskarte durchschnittlich bei knapp neun Prozent liegen wird. Büchy begründet dies mit dem „höherwertigen“ Produkt IC. „Im Übrigen wird der Reisekomfort für die Fernreisenden nicht unbedingt erhöht, wenn Pendler die Züge benutzen“, sagte er. Die Fahrzeiten allerdings verkürzen sich durch die Umstellung auf den IC nicht auf allen Strecken.

Unterdessen hat die Bahn die Kritik an Umtauschgebühren für Spar-Fahrkarten zurückgewiesen. Bahnchef Hartmut Mehdorn erklärte am Montag, es gebe „keinerlei Korrekturbedarf“. Mit dem neuen Fahrpreissystem können bei Vorausbuchungen verbilligte „Plan & Spar-Fahrkarten“ erworben werden, die nur für einen bestimmten Zug gelten. Wenn der Kunde den Zug nicht erreicht und die Karte umtauschen will, muss er Gebühren zwischen 15 und 30 Euro zahlen.

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