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Schienenverkehr: Bahnindustrie fährt mit Rekorden in die Rezession

Die Auftragsbücher der Schienenbranche sind voll – trotzdem wird die Stimmung schlechter. Grund ist die insgesamt negative Prognose für die Weltwirtschaft.

Nach einem Rekordjahr richtet sich die Bahnindustrie auf eine Abschwächung ihres Geschäfts ein. Dem Abschwung der Weltwirtschaft werde sich die Branche nicht entziehen können, sagte Friedrich Smaxwil, Präsident des Verbandes der Bahnindustrie, am Dienstag in Berlin. Aufträge würden verschoben, die Stimmung der Hersteller habe sich im vergangenen Halbjahr abgekühlt.

2008 nahm die Schienenbranche 9,9 Milliarden Euro ein, so viel wie noch nie. Die neuen Aufträge summierten sich auf 12,8 Milliarden Euro, das war ein Plus von 19,8 Prozent. Als wichtigste Hersteller gelten Siemens und der Lokbauer Vossloh, Alstom aus Frankreich und Bombardier aus Kanada, deren Bahn-Zentrale in Berlin angesiedelt ist. Das Geschäft mit Zügen und Lokomotiven steht für drei Viertel des Branchenumsatzes. Hinzu kommen spezialisierte Zulieferer und Unternehmen aus dem Bereich der Infrastruktur. In der Hauptstadtregion sind das Bombardier-Werk in Hennigsdorf und die Pankower Fabrik des Schweizer Zugherstellers Stadler wichtige Arbeitgeber. Deutschland verfügt über das größte Schienennetz in Europa und ist daher ein wichtiger Markt. Die Exportquote liegt allerdings bei 56 Prozent.

45.000 Menschen waren 2008 in der Branche beschäftigt

Die Branche beschäftigte im vergangenen Jahr 45.000 Menschen, das waren 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und so viele wie noch nie. Entlassungen seien 2009 nicht geplant, sagte Verbandspräsident Smaxwil, der zugleich Vizechef der Siemens-Sparte Mobility ist. Die Bahnindustrie gilt als eher langfristig orientiert, bei Investitionen in die Infrastruktur als auch in neue Fahrzeuge geht es weniger um kurzfristige Kalkulationen.

Gleichwohl spüren die Hersteller die Krise. „Auch in unseren Reihen wird das Wirtschaftsklima rauer“, sagte Smaxwil. Dies gehe zurück auf die Flaute im Güterverkehr. Dennoch überwiege in der Branche noch die Zuversicht. Das Geschäftsklima im In- und Ausland bezeichnete nur jedes zehnte Unternehmen als schlecht, vor einem halben Jahr war die Quote der Pessimisten aber noch deutlich geringer.

Für dieses und das nächste Jahr hofft die Bahnindustrie auf das Geld aus den Konjunkturpaketen der Regierung. Insgesamt geht es um zusätzlich 1,3 Milliarden Euro. „Das ist ein ordentlicher Betrag“, sagte Hauptgeschäftsführer Ronald Pörner. Diese Summe gelte es zu verstetigen, daher seien ab 2011 Investitionen von fünf Milliarden Euro jährlich für das Gleisnetz nötig. Außerdem müsse neben der Bahn auch der öffentliche Nahverkehr Geld bekommen. 

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