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Banken: Deutsche Bank lässt Finanzbranche aufatmen

Im zweiten Quartal rechnet die Deutsche Bank mit Gewinn - das lässt die Gerüchte um neue Probleme verstummen. Die Abwärtsbewegung des Aktienkurses ist damit vorerst gestoppt.

Berlin - Drei Sätze reichten, um die Sorgen der Anleger wegzuwischen. Sie rechne „auf der Grundlage ihrer gegenwärtigen Erwartungen“ mit einem Gewinn für das zweite Quartal, teilte die Deutsche Bank am Mittwoch mit – noch vor Börsenstart. Auch frisches Geld benötige man nicht. Die für die Kapitalausstattung einer Bank maßgebliche Kernkapitalquote liege bei rund neun Prozent, Ende März waren es noch 9,2 Prozent.

Damit stoppte die Bank die Abwärtsbewegung des Aktienkurses, der in den vergangenen Tagen dramatisch eingebrochen und auf den tiefsten Stand seit September 2003 gefallen war. Immer wieder hatten Spekulationen über weitere Verluste aus der Finanzkrise die Runde gemacht. Am Mittwoch gewann die Aktie fast vier Prozent – und machte zumindest einen kleinen Teil der jüngsten Verluste wett. Der Kurs liegt aber immer noch 40 Prozent unter dem Januar-Niveau.

Die Mitteilung aus der Frankfurter Bankzentrale beruhigte die gesamte Branche. So legten Commerzbank-Aktien 4,8 Prozent zu. Die Papiere von Hypo Real Estate und Postbank gewannen jeweils gut zwei Prozent. Sie alle hatten in den vergangenen Tagen unter den Gerüchten um die Deutsche Bank gelitten.

Für zusätzliche Entspannung sorgte am Mittwoch, dass auch die größte Schweizer Bank, die UBS, weitere Kapitalerhöhungen ausschloss. Sie hatte zuletzt 15 Milliarden Dollar bei Investoren eingesammelt – unter anderem bei einem Staatsfonds aus Singapur. Am Dienstag waren gleich vier Mitglieder des Verwaltungsrats zurückgetreten. Das hatte die Aktie einbrechen lassen.

Der neue UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer sah sich nun gezwungen zu reagieren. In der „Tagesschau“ des Schweizer Fernsehens stellte er klar, die Bank sei „aus dem Gröbsten raus“. Er gehe davon aus, dass die UBS im nächsten Jahr wieder schwarze Zahlen schreibe und glaube nicht, dass das Institut eine weitere Kapitalerhöhung benötige. Die UBS ist mit Abschreibungen von fast 40 Milliarden Dollar in Europa am härtesten von der Krise betroffen.

Ob die Beruhigung von Dauer ist, ist allerdings fragwürdig. An den Märkten geht noch immer die Angst vor weiteren Milliardenabschreibungen und neuen Kapitalspritzen um. „Von einer Trendwende würde ich noch nicht sprechen“, sagte ein Bankenanalyst. Aus der Mitteilung der Deutschen Bank könne man aber ableiten, dass sich die Lage an den Märkten wohl nicht verschlechtert habe. „Es ist ein gewisser positiver Indikator, vorbei ist die Krise aber definitiv nicht.“

Die Deutsche Bank will ihre genauen Geschäftszahlen für das zweite Quartal am 31. Juli veröffentlichen. Dann wird sich zeigen, wie genau sie die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft hat. Deutschlands größtes Kreditinstitut hatte im ersten Quartal 2008 erstmals seit fünf Jahren einen Verlust von 140 Millionen Euro verbucht. Beteiligungsverkäufe hatten einen noch tieferen Sturz verhindert.

Bisher musste die Bank infolge der Finanzkrise Belastungen von rund fünf Milliarden Euro verkraften. Konzernchef Josef Ackermann hatte bei der Hauptversammlung Ende Mai versichert, man setze „alles daran, die kleine Delle zu Beginn dieses Jahres wieder glatt zu bügeln“. Ein Ende der Finanzkrise sei absehbar.

Nach Börsenschluss am Mittwoch gab die Deutsche Bank bekannt, dass sie von der zur belgisch-niederländischen Finanzgruppe Fortis gehörenden Bank ABN Amro Teile des Firmenkundengeschäfts übernimmt. Der Kaufpreis liege bei 709 Millionen Euro. mit dpa

Stefan Kaiser

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