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Wirtschaft: Bankenabschluss entzweit Gewerkschaften

Der Tarifkonflikt für die rund 470 000 Beschäftigten im privaten Bankgewerbe ist auch nach 14 Monaten nur zum Teil beigelegt. Der Arbeitgeberverband konnte sich in der Nacht zum Dienstag zwar mit der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG) auf einen Tarifabschluss verständigen und damit einen 13 Monate währenden tariflosen Zustand beenden.

Der Tarifkonflikt für die rund 470 000 Beschäftigten im privaten Bankgewerbe ist auch nach 14 Monaten nur zum Teil beigelegt. Der Arbeitgeberverband konnte sich in der Nacht zum Dienstag zwar mit der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG) auf einen Tarifabschluss verständigen und damit einen 13 Monate währenden tariflosen Zustand beenden. Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) stimmte der Vereinbarung aber nicht zu. Hauptstreitpunkt ist dabei die Regelung für Samstagsarbeit. Während die DAG akzeptiert, dass die Banken für neu eingestellte Arbeitnehmer bei freiwilliger Samstagarbeit keine Zuschläge zahlen, fordert die HBV Gleichberechtigung für alle Bank-Angestellten und damit Zuschläge auch für neu engagierte Arbeitnehmer. Die HBV ist auch nicht mit dem Gehaltsangebot der Arbeitgeber zufrieden. Angesichts der glänzenden Ertragslage der Banken sei die Offerte "zu niedrig", sagte Verhandlungsführer Hans Carlin.

Im einzelnen einigten sich Arbeitgeber und DAG auf die rechtsverbindliche Erhöhung der Gehälter für das vergangene Jahr um 3,1 Prozent und eine Einmalzahlung in Höhe von 350 Mark für Januar bis März 1999. Viele Banken hatten diese Anhebung bereits im vergangenen Jahr freiwillig an ihre Mitarbeiter ausgezahlt, die anderen Institute müssen dies jetzt nachholen. Für das Jahr 2000 vereinbarten die Tarifpartner eine Einmalzahlung von 400 Mark und die Anhebung der Gehälter in zwei Stufen. Am 1. April und am 1. August sollen sie jeweils um 1,5 Prozent aufgestockt werden. Das Gesamtvolumen des Tarifvertrages mit einer Laufzeit von 27 Monaten bis Ende März 2001 bezifferte DAG-Verhandlungsführer Gerhard Renner auf etwa 6,1 Prozent.

Für die umstrittene Samstagsarbeit, vereinbarten Arbeitgeber und DAG eine zweijährige Testphase, die am 1. Oktober beginnen soll. "Diese Regelung beruht auf absoluter Freiwilligkeit für die Beschäftigten", betont Renner. Danach dürfen die Banken maximal sechs Prozent der Beschäftigten am Samstagabend einsetzen. Der Ausgleich erfolgt in freien Tagen. Wer neu eingestellt wird geht allerdings leer aus. "Diese kleine Kröte mussten wir schlucken", sagte Renner am Montag. Als Erfolg wertete er aber, dass das Ansinnen der Arbeitgeber abgewehrt worden sei, eine generell zuschlagsfreie Samstagsarbeit einzuführen. Auch Tessen von Heydebreck, Verhandlungsführer der privaten Banken und Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, betrachtet die Vereinbarung zur freiwilligen Samstagsarbeit als Erfolg. "Damit ist es gelungen, einen ersten Schritt zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu machen."

HBV-Sprecher Carlin warf den Arbeitgebern dagegen vor, sie wollten bei den Beschäftigten eine Zwei-Klassen-Gesellschaft etablieren. Das sei unerträglich und unakzeptabel. Man brauche einen einheitlichen Tarifvertrag. Gleichwohl sei die HBV weiter bereit, eine Regelung für die Samstagsarbeit zu finden. Bis 23. Februar sollen die Mitglieder der DAG in einer Rück-Urabstimmung dem Abschluss zustimmen. Die HBV dagegen will noch einmal eine Umfrage in den Betrieben starten und dabei auch die "Kampf- und Streikbereitschaft" der Belegschaften abfragen.

Renner und Carlin bedauerten die Differenzen auf Gewerkschaftsseite. Sie waren am Montag sichtlich bemüht, das Thema herunterzuspielen. Man solle diesen "Streit um ein Detail" nicht überbewerten. Die Arbeitgeber werden ungeachtet der Ablehnung durch die HBV zu dem Tarifabschluss stehen. Sie erklärten am Montag, der Abschluss gelte für alle 470 000 Beschäftigten - es sei denn, Mitglieder der HBV erklärten persönlich, nicht einverstanden mit dem Vertrag zu sein.

ro

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