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Wirtschaft: BASF ist in Amerika am Ziel

Das US-Unternehmen Engelhard gibt seinen Widerstand auf und will sich nun doch für fünf Milliarden Dollar übernehmen lassen

Frankfurt am Main - Knapp sechs Monate nach ihrem ersten Übernahmeangebot hat sich die BASF bei dem amerikanischen Katalysatoren-Hersteller Engelhard durchgesetzt. Das Management des US-Konzerns gab am Dienstag seinen Widerstand gegen BASF auf und willigte in eine Übernahme durch BASF zum Preis von 39 Dollar je Aktie ein.

Analysten gehen davon aus, dass der Ludwigshafener Chemiekonzern damit die entscheidende Hürde für seine bisher größte Akquisition bewältigt hat und die Transaktion im zweiten Halbjahr vollzogen werden kann.

Mit der rund fünf Milliarden Dollar teuren Übernahme will die BASF eine starke Position im Geschäft mit Abgaskatalysatoren aufbauen, wo Engelhard zu den führenden Anbietern zählt. Obwohl der Chemiekonzern im Vergleich zu anderen Transaktionen in der Branche einen relativ hohen Preis zahlt, bewerten die meisten Fachleute die Übernahme als strategisch sinnvoll. „Engelhard verfügt über ein Geschäft, das stabil wächst und kaum von den Schwankungen des Chemiesektors abhängig ist“, sagte Jürgen Reck von Oppenheim Research.

Aus Sicht von Experten hat sich die harte Verhandlungstaktik des BASF-Managements damit als erfolgreich erwiesen. Das Management des amerikanischen Konzerns hatte die Offerte der BASF lange als zu niedrig abgelehnt, musste sich in den vergangenen Tagen aber wachsendem Druck von Seiten der eigenen Aktionäre beugen. Das Engelhard-Board empfahl den Anteilseignern nun einstimmig, die Offerte der BASF anzunehmen. „Dies ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Akquisition von Engelhard“, sagte BASF-Chef Jürgen Hambrecht.

Der Ludwigshafener Konzern hatte zunächst 37 Dollar je Engelhard-Aktie geboten, diese Offerte in den vergangenen Wochen aber in zwei Schritten auf 39 Dollar je Aktie erhöht. Hambrecht kündigte vor einer Woche an, das Angebot unter keinen Umständen noch weiter zu erhöhen. Unterstützung erhielt die BASF von der einflussreichen Aktionärs-Beratung Institutional Shareholder Service (ISS). Sie bezeichnete die BASF-Offerte als fair und empfahl den Engelhard-Aktionären, für die von BASF nominierten Kandidaten für das Board von Engelhard zu stimmen. Dem Engelhard-Management hätte damit eine empfindliche Niederlage auf der Hauptversammlung am 2. Juni gedroht. Im Falle eines Scheiterns der Übernahme hätte es zudem umfangreiche Schadensersatzklagen von Aktionären fürchten müssen.

Die BASF will mit der Übernahme von Engelhard ihre Abhängigkeit von den Preiszyklen des angestammten Chemiegeschäfts mindern und neue Arbeitsfelder in der Chemie und angrenzenden Bereichen wie Oberflächentechnik erschließen. Für Abgas-Katalysatoren, das Hauptprodukt von Engelhard, wird in den kommenden Jahren ein relativ stetiges Wachstum erwartet. In den vergangenen Monaten erwarb die BASF bereits die Bauchemiesparte der Degussa für 2,7 Milliarden Euro und den US-Kunstharz-Hersteller Johnson Polymer für rund 370 Millionen Euro. Einschließlich Engelhard hat der Chemiekonzern damit seit Jahresbeginn bereits mehr als sieben Milliarden Euro in Zukäufe investiert und seine Position als größter Chemiekonzern der Welt ausgebaut.

Engelhard verbuchte 2005 rund 4,6 Milliarden Dollar Umsatz und ist neben der britischen Johnson Matthey ein führender Anbieter von Abgaskatalysatoren für Automobile. Darüber hinaus produziert der US-Konzern Katalysatoren für die Chemieindustrie und Pigmente für Lacke und Farben.

Die meisten Analysten sehen gute Chancen für die BASF, dass der Zukauf schon in wenigen Jahren positive Ergebnisbeiträge liefern wird. Trotzdem konnte sich die BASF-Aktie gestern dem schwachen Börsenumfeld nicht entziehen und gab um 2,4 Prozent nach. shf/HB

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