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Wirtschaft: Baubranche: Fusion kostet 1600 Arbeitsplätze

Deutschlands führender Bauunternehmer, Ignaz Walter, sieht die Fusion seiner beiden Baukonzerne Walter Bau (WB) AG, Augsburg, sowie Dyckerhoff & Widmann (Dywidag) AG, München, nicht gefährdet. "Die Fusion wird niemand verhindern," sagte der Konzernchef zur gemeinsamen Bilanzvorlage beider Baufirmen in München.

Deutschlands führender Bauunternehmer, Ignaz Walter, sieht die Fusion seiner beiden Baukonzerne Walter Bau (WB) AG, Augsburg, sowie Dyckerhoff & Widmann (Dywidag) AG, München, nicht gefährdet. "Die Fusion wird niemand verhindern," sagte der Konzernchef zur gemeinsamen Bilanzvorlage beider Baufirmen in München. Auch der Aufsichtsrat der Stuttgarter Ed. Züblin AG, an der Walter ebenfalls maßgeblich beteiligt ist, werde dem Vorhaben Mitte Mai mit der erforderlichen Mehrheit zustimmen. Beim jüngsten Treffen des Gremiums Anfang April sei nicht über die Fusion abgestimmt worden, weil der Verschmelzungsbericht gefehlt habe, begründete Walter das noch ausstehende Votum des Dywidag-Aktionärs Züblin.

Dieses Fehlen hatte die Aufsichtsräte von WB und Dywidag allerdings jüngst nicht gehindert, grünes Licht für die Fusion zu geben. Walter konnte diesen Widerspruch nicht schlüssig erklären. Zudem treffe es nicht zu, dass WB Altlasten mit sich herumtrage oder Liquiditätsprobleme habe. Zwar haben die Augsburger ebenso wie Dywidag 2000 Verluste hinnehmen müssen, die "größtenteils hausgemacht" sind, räumte Walter ein. Alle Probleme seien aber in der Vorjahresbilanz wertberichtigt und das Unternehmen fast schuldenfrei. Für den neuen Baukonzern, der künftig unter dem ungewöhnlichen Namen "Walter Bau AG vereinigt mit Dywidag" am Markt agieren soll, hätten Fusionsgutachter rund zwei Milliarden Mark Gesamtwert ermittelt, wovon 1,1 Milliarden Mark auf die vom Umsatz her doppelt so große WB entfallen. Der reine Ertragswert des neuen Baukonzerns liegt abzüglich des auf rund eine Milliarde Mark veranschlagten Immobilienbestands nur bei einer Milliarde Mark, räumte Walter ein.

"Die Walter Bau wird abgewatscht und ich bin gemeint," kommentierte er "Versuche, die Firma schlecht zu reden". WB sei aber keine "Pfeifenfirma", sondern wie Dywidag ein "Spitzenunternehmen". Kein großer Baukonzern habe 2000 schwarze Zahlen geschrieben. Beide Fusionspartner verbuchen zusammen einen Jahresfehlbetrag von fast 200 Millionen Mark verbucht. Dabei wuchs das Defizit der Augsburger von minus 90 auf minus 127 Millionen Mark nach Steuern. Dywidag rutschte mit minus 67 (Vorjahr plus elf) Millionen Mark in die Verluste. Grund dafür waren Baustellen, die bei WB mit rund 120 Millionen Mark und bei Dywidag mit 55 Millionen Mark zu Buche schlugen. Dazu kommen bei WB einmalige Aufwendungen von 109 Millionen Mark für Fusionen und Wertberichtigungen.

Indessen wird die Fusion, die im Juni rückwirkend zum Jahresbeginn vollzogen sein soll, mit 1600 Arbeitsplätzen rund 600 Inlandsstellen mehr kosten als noch im Dezember angekündigt. Die neue WB wird im Inland noch 13 600 Personen beschäftigen, nachdem schon in Vorjahren massiv Stellen gestrichen wurden. Ab 2002 bringt die Fusion, die einmalig 75 Millionen Mark bis 80 Millionen Mark kostet, jährlich 250 Millionen Mark Ergebnisverbesserung, hofft Walter, der damit Ende 2000 genannte Planzahlen stark korrigiert. 2001 soll der neue Konzern mit ein Prozent operativer Umsatzrendite schwarze Zahlen schreiben. Die Bauleistung seiner Konzerne bezifferte Walter inklusive Züblin auf 13 bis 14 Milliarden Mark. Auf Wachstum hofft er vor allem in Osteuropa. Dabei könne WB auch mit Züblin "auf Akquisitionstour" gehen.

tmh

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