zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Baugeld könnte teurer werden

Was die jüngste Zinssenkung für die Geldanlage und überhaupt die Kreditkonditionen bedeutet.

Frankfurt am Main - Wenn die EZB den Leitzins senkt, hat das auch Auswirkungen für Sparer und Kreditnehmer:

Die Anlagezinsen werden weiter sinken, spätestens in drei bis vier Wochen, meint der Frankfurter Finanzexperte Max Herbst. Schon jetzt sind die Zinsen mager. Auf Tagesgeld gibt es im Schnitt 1,4 Prozent, für Festgeld mit einer Laufzeit von sechs Monaten 1,12, mit einem Jahr 1,42 Prozent. Wer mehr will, muss sich für mindestens fünf Jahre binden und einen Sparbrief kaufen. Der bringt dann 2,23 Prozent. Die Inflationsrate in Deutschland ist zwar mit 1,7 Prozent unter die Schwelle von 2,0 Prozent gesunken, die als Maß für stabile Preise gilt. Trotzdem frisst die Inflation den Sparzins auf.

Tatsächlich ergibt sich mit Blick auf den durchschnittlichen Zins etwa auf Tagesgeld eine Negativ-Rendite. Dies muss aber nicht so sein. Auch seriöse Banken, bei denen Einlagen bis 100 000 Euro gesetzlich geschützt sind, zahlen auf Tagesgeld einen Zins von bis zu 2,5 Prozent. Wer schnell reagiert, kann sich diese Konditionen noch sichern, bevor es auch da in Kürze weniger gibt. Auch bei Festgeld und Sparbriefen dürfte der Zins bald sinken. Die Geldanlage wirft ohnehin weniger ab als die besten Tagesgeld-Angebote. Die Schlussfolgerung, dass nun auch Kredite billiger werden, ist nur auf den ersten Blick richtig. Tatsächlich ist der Leitzins der EZB nicht das allein entscheidende Kriterium für Kreditzinsen. Denn der Leitzins wirkt sich vor allem auf die kurzfristigen Zinsen aus. Kreditzinsen hängen aber von den langfristigen Zinsen ab, die sich am Kapitalmarkt bilden. Auch bei Ratenkrediten etwa zur Finanzierung einer Waschmaschine oder eines Fernsehers spielen andere Faktoren wie die Bonität des Kunden eine wichtige Rolle. Aktuell verlangen Banken für 36 Monate im Schnitt 6,67 Prozent, für 48 Monate 6,63 Prozent.

Für Baugeld sind die Umlaufrendite für Bundesanleihen und vor allem die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen entscheidend. Diese ist zuletzt wieder leicht gestiegen. Finanzexperte Herbst erwartet deshalb trotz der Zinssenkung leicht steigende Zinsen für Baugeld. Die Kosten liegen im Schnitt aber immer noch etwa 0,6 Prozentpunkte niedriger als im Sommer 2011. Wer für zehn Jahre abschließt, zahlt im Schnitt einen Effektivzins inklusive Nebenkosten und Gebühren von nur 2,71 Prozent. Rolf Obertreis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false