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Wirtschaft: Baugewerbe: Leichte Konjunkturbelebung - Im Westen werden Facharbeiter gesucht

Die allgemeine Konjunkturbelebung macht sich nun auch am Bau bemerkbar. Zumindest das deutsche Baugewerbe schätzt die Lage, anders als die Bauindustrie, optimistischer ein.

Die allgemeine Konjunkturbelebung macht sich nun auch am Bau bemerkbar. Zumindest das deutsche Baugewerbe schätzt die Lage, anders als die Bauindustrie, optimistischer ein. Vor allem die gute Entwicklung im Westen Deutschlands lasse hoffen, dass die Bauinvestitionen in diesem Jahr - trotz der unverändert schwierigen Lage in Ostdeutschland - einen leichten Zuwachs von 0,5 Prozent verzeichen werden, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Fritz Eichbauer, am Donnerstag. Die Stimmung in Deutschland sei so gut, "dass sie letztlich auch die Bauwirtschaft mitreißen wird", begründete er seine Zuversicht.

Im Westen Deutschlands verbuchten die Betriebe des Bauhauptgewerbes den Angaben zufolge im ersten Quartal bereits einen Umsatzzuwachs von sieben Prozent, die Bauproduktion legte um knapp sechs Prozent zu. Teilweise werden wieder Mitarbeiter eingestellt, sagte Eichbauer. Im März waren im Westen 13 000 Menschen mehr am Bau beschäftigt als im Februar, "in den Ballungszentren werden Fachkräfte gesucht".

Rückgang in Ostdeutschland

Gleichwohl warnte Eichbauer vor "erheblichen Unsicherheiten". So verhielten sich viele Investoren wegen der Debatte um die Steuerreform noch zurückhaltend. Auch eine Kürzung der Bauinvestitionen der öffentlichen Hand, die im vergangenen Jahr noch maßgeblich zur Belebung beigetragen hatten, könnte sich negativ auswirken. Hinzu komme die Finanzmisere der Deutschen Bahn. Viele Baubetriebe klagten über verschleppte Zahlungen und das Ausbleiben neuer Aufträge. Von einer Trendwende wollte Eichbauer deshalb nicht sprechen. Man werde schon froh sein, wenn die Bauproduktion in den nächsten Jahren "ganz, ganz langsam nach oben geht".

Schwierig bleibt die Lage in Ostdeutschland. Die Zahl der arbeitslosen Bauarbeiter lag Ende Mai in den neuen Bundesländern um knapp 18 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Mit 124 000 Meldungen sind im Osten inzwischen mehr Bauarbeiter arbeitslos als im Westen mit 105 000. So rechnet der Verband, dass die Zahl der Beschäftigten am Bau in diesem Jahr insgesamt noch einmal um 20 000 zurückgehen wird. Dies werde vor allem Ostdeutschland treffen. Eine Stabilisierung am ostdeutschen Bau sei erst in den Jahren 2003/2004 zu erwarten, sagte Eichbauer.

Kritik an Steuerreform

Mit Blick auf die schwierige Finanzsituation der Baubetriebe mahnte der Verbandschef Korrekturen am Steuerpaket von Bundesfinanzminister Eichel an, etwa bei der geplanten Verlängerung der steuerlichen Abschreibungsfristen oder der Benachteiligung von Personengesellschaften. Die Steuerreform bringe dem Mittelstand mehr Be- als Entlastungen, sagte er. Man könne sich "des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bundesregierung mit ihrer Politik versucht, den selbständigen Mittelstand zu verdrängen", sagte er.

Druck will der Verband auch auf die Gewerkschaft ausüben. Eichbauer übte scharfe Kritik am neuen Haustarifvertrag bei Philipp Holzmann, der weiterhin zu Wettbewerbsverzerrungen führe. Der Vertrag, mit dem der Sanierungsbeitrag der Arbeitnehmer des Konzerns geregelt wurde, sei "die alte Regelung in neuem Gewand", kritisierte er. Der Verband werde dennoch vorerst von juristischen Schritten absehen. Vielmehr hoffe man auf mehr Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft bei den im Herbst anstehenden Rahmentarifverhandlungen. Die Tarifbedingungen am Bau müssten endlich der Realität angepasst werden, sagte Eichbauer.

chi

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