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Wirtschaft: Bayer rutscht erstmals in die roten Zahlen

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat das schwierigste Quartal in seiner Firmengeschichte mit einem Verlust abgeschlossen. Wie der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Manfred Schneider, am Mittwoch in Leverkusen sagte, rutschte die Bayer AG im dritten Quartal (Juli bis September) erstmals in die roten Zahlen.

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat das schwierigste Quartal in seiner Firmengeschichte mit einem Verlust abgeschlossen. Wie der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Manfred Schneider, am Mittwoch in Leverkusen sagte, rutschte die Bayer AG im dritten Quartal (Juli bis September) erstmals in die roten Zahlen. "Es ist eine Premiere, die wir gerne vermieden hätten", sagte Schneider. Der Konzernverlust lag in diesem Zeitraum bei 183 Millionen Euro, ein Jahr zuvor hatte Bayer noch einen Gewinn in Höhe von 534 Millionen Euro ausgewiesen. Auch der Umsatz ging im dritten Quartal um rund zehn Prozent auf 6,93 Milliarden Euro zurück.

Wie Schneider weiter sagte, hätten neben dem dramatisch verschlechterten wirtschaftlichen Umfeld vor allem auch die Folgen des Lipobay-Skandals das Unternehmen hart getroffen. Im Gesamtjahr rechnet Bayer mit einem Ergebnisausfall von 1,4 Milliarden Euro. Davon entfallen allein auf die Marktrücknahme des Cholesterinsenkers Libobay 900 Millionen Euro. Lipobay wird mit dem Tod von mehr als 50 Menschen in Verbindung gebracht. Deswegen laufen gegen Bayer derzeit 160 Klagen.

"Diese Belastungen konnten wir beim besten Willen nicht mehr auffangen", sagte Schneider im Hinblick auf den dafür verstärkten Absatz des Antibiotikums Ciprobay. Es ist derzeit das einzige in den USA zugelassene Präparat, das gegen Milzbrand wirkt. 2001 peilt Bayer mit dem Verkauf von Ciprobay die Umsatzschwelle von zwei (Vorjahr: 1,7) Milliarden Euro an.

Insgesamt verschlechterte sich das operative Ergebnis des Pharmabereiches (Arbeitsgebiet Gesundheit) im dritten Quartal jedoch auf minus 284 (324) Millionen Euro. Wegen der operativen Probleme im Medikamentengeschäft sei Bayer weiterhin auf der Suche nach einem strategischen Partner, sagte Schneider. Der Verkauf des PharmaGeschäftes stehe derzeit aber nicht zur Debatte. Damit die Führung bei Bayer verbleiben könne, sei das Unternehmen auf der Suche nach einem nicht zu großen Partner in starker Marktstellung in den USA. Spätestens Anfang 2002 will Schneider dazu konkretere Angaben machen.

Starke Einbrüche gab es neben dem Bereich Pharma auch bei den Polymeren. Dazu gehören vor allem Kunst- und Lackrohstoffe. "Automobil, Bau, Elektro: Wo man auch hinsieht, überwiegen die negativen Vorzeichen", sagte Schneider zum typischen Kundenkreis von Bayer. Notwendige Preiserhöhungen ließen sich im derzeitigen Umfeld nicht durchsetzen. Das operative Ergebnis bei den Polymeren schrumpfte im dritten Quartal auf 18 (212) Millionen Euro.

Insgesamt hat Bayer das Geschäftsjahr 2001 schon abgehakt. Eine Besserung sei auch im vierten Quartal nicht zu erwarten, sagte Schneider. Bereits jetzt sei abzusehen, dass das Konzernergebnis nach neun Monaten in Höhe von 823 Millionen Euro dem des Gesamtjahres entsprechen werde. Damit hat sich der Konzerngewinn gegenüber 2000 faktisch halbiert. Trotz eines pessimistischen konjunkturellen Ausblickes zeigte sich der Konzernchef aber zuversichtlich, in 2002 den Gewinn wieder deutlich steigern zu können: "Der Markt wird uns dabei nicht helfen, aber es gibt Faktoren, die wir im Griff haben." Dazu zählen die Rückführung des Investitionsbudgets und ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von 1,8 Milliarden Euro bis 2004/2005. Das Programm sieht auch den Abbau von insgesamt 3800 Arbeitsplätzen vor, allein 1300 davon im Pharmabereich.

tas

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