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Wirtschaft: Beängstigend perfekt

Von Hartmut Moheit Nürburgring. Für einen Augenblick glänzten Norbert Haugs Augen, und er lächelte sogar.

Von Hartmut Moheit

Nürburgring. Für einen Augenblick glänzten Norbert Haugs Augen, und er lächelte sogar. Die vier Jahre alte Szene, die der Mercedes-Sportchef gerade auf einer Videoleinwand gesehen hatte, hinterließ immer noch Wirkung. Es war die Szene, als 1998 beim Großen Formel-1-Preis von Europa der McLaren-Mercedes-Pilot Mika Häkkinen den Ferrari-Star Michael Schumacher durch eine perfekte Boxenstrategie überholte. Häkkinen schoss im letzten Moment aus der Box vor dem heranrasenden Schumacher auf die Strecke, gewann das Rennen, und dann, vor dem letzten Grand Prix der Saison in Suzuka, hatte Häkinnen in der WM-Wertung vier Punkte Vorsprung auf Schumacher. Der Finne wurde in Japan Weltmeister, aber den entscheidenden Schritt dazu hatte er auf dem Nürburgring gemacht.

Das Team von McLaren-Mercedes war damals Maßstab in der Formel 1. Aber jetzt fährt Ferrari fährt allen davon, und Williams-BMW tritt als dritte Kraft im Rennzirkus auf. „Wir kämpfen darum, den Abstand von Rennen zu Rennen wieder zu verkürzen“, sagt Mercedes-Sportchef Haug, „aber derzeit haben wir nun mal keinen Platz in der ersten Startreihe.“ Filme, die den einstigen Erfolg dokumentieren, sind da nur wenig Trost. Wenn David Coulthard und Kimi Räikkönen für Reporter den Sieger-Mercedes von Rudolf Caracciola vom Eröffnungsrennen 1927 chauffieren, passt diese Aktion ins Gesamtbild. Das Motto: Wir waren die Besten - wir wollen es wieder sein.

Auf dem Nürburgring, der in dieser Woche 75 Jahre alt wird, und auf dem am Sonntag der achte von 17 WM-Läufen erneut als Großer Preis von Europa ausgetragen wird, ist die Ausgangsposition eindeutig. Michael Schumacher hat nach sechs Siegen mit 70 Punkten vor den beiden BMW-Stars Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya (je 27) und David Coulthard (26) einen derart komfortablen Vorsprung, dass kein anderer mehr eine Chance auf den WM-Titel haben dürfte. Selbst wenn der Motorsport-Weltverband Fia am Mittwoch dem Ferrari-Piloten wegen dessen umstrittenen Siegs nach der Zwangsbremsung seines Teamkollegen Rubens Barrichello in Österreich Punkte abziehen sollte. Allerdings rechnet bei Ferrari niemand ernsthaft mit einer richtig harten Strafe. Auch die Drohungen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ändern daran nichts. Seine Aussage im Fachmagazin „Formel 1“, Ferrari wäre schlecht beraten, so etwas zu wiederholen, denn „dann würden sie weder vor den Fans noch vor mir gut dastehen“, klingt, als würde der kleine, mächtige Formel-1-Boss nur mal wütend auf den Tisch hauen. Andererseits hat er es angesichts der Ferrari-Dominanz nicht leicht, die Formel 1 gewinnbringend zu verkaufen. Die anderen Teams tun ihm nicht den Gefallen, Ferrari in Schwierigkeiten zu bringen.

Ferrari hat mittlerweile einen bemerkenswerten, fast schon beängstigenden Perfektionsgrad erreicht. Den verdankt das Team vor allem Michael Schumacher. Die Konkurrenten investieren viele Millionen Euro, bleiben aber im Vergleich zur Scuderia im Mittelmaß stecken. Und wenn wirklich mal ein Ferrari-Motor in Rauch aufgeht, wie beim Aufwärmtraining in Kanada, müssen sich die Konkurrenten keine Hoffnungen machen. Ferrari bekommt solche Probleme rechtzeitig in den Griff.

Beinahe beschwörend klang nach den Trainingsproblemen von Ferrari die Aussage des früheren Weltmeisters Niki Lauda, der heute mit Jaguar eher am anderen Ende des Feldes in der Formel 1 zu finden ist: „Jeder hat doch irgendwann mal Pech. Das kann doch während einer Saison auch mal Ferrari passieren.“ Eine Hoffnung, die wohl auch andere hegen. Aber so richtig glaubt niemand daran. Alles ist auf ein Ferrari-Fest auf dem Nürburgring vorbereitet.

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