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Wirtschaft: Bei Aventis meldet sich der „weiße Ritter“

Novartis prüft eine Fusion mit dem Pharmakonzern – und der Angreifer Sanofi prüft ein besseres Angebot

Berlin/Paris (dr/ali). In die Übernahmeschlacht um den französischdeutschen Pharma-Konzern Aventis kommt wieder Bewegung. Nach einer Aufforderung durch die französische Börsenaufsicht AMF bestätigte der Schweizer Pharmariese Novartis am Freitag, dass er „die Machbarkeit eines Zusammenschlusses mit Aventis“ prüfe.

In den vergangenen Wochen war immer wieder darüber spekuliert worden, ob Novartis für Aventis den „Weißen Ritter“ geben werde – dem Unternehmen also gegen den feindlichen Übernahmeversuch von Sanofi-Synthélabo zur Hilfe kommen werde. Eine Entscheidung über ein Angebot sei allerdings noch nicht gefallen, sagte Novartis-Chef Daniel Vasella am Freitag in Genf. Aventis wollte die Mitteilung von Novartis vorerst nicht kommentieren.

Am Donnerstagabend deutete Sanofi-Chef Jean-François Dehecq vor der Presse in Paris erstmals die Möglichkeit an, dass Sanofi sein Angebot für Aventis erhöhen könnte. „Man muss auf die Märkte hören“, erklärte Dehecq. Allerdings werde er damit warten, bis sich Novartis erklärt habe. An den Börsen in Frankfurt und Paris liefen am Freitag jedenfalls Gerüchte um, Novartis sei möglicherweise bereit, für jede Aventis-Aktie 0,9 eigene Titel zuzüglich einer Barzahlung von 35 Euro auf den Tisch zu legen. Das würde einem Übernahmepreis von 67 Euro entsprechen und läge höher als die derzeit 58,20 Euro, die Sanofi geboten hat.

Aventis wehrt sich seit rund sieben Wochen gegen eine feindliche Übernahme durch Sanofi. Die Franzosen hatten Ende Januar ein Angebot für den – gemessen am Umsatz – doppelt so großen Konkurrenten Aventis im Volumen von rund 48 Milliarden Euro in bar und eigenen Aktien vorgelegt.

Zudem liefern sich Sanofi und Aventis eine PR-Schlacht um die Gunst der Aktionäre. Nur, wenn ausreichend viele Aventis-Aktionäre das Angebot der Franzosen annehmen, kommt die Übernahme zu Stande. Da ein großer Teil der Aventis-Aktien breit gestreut ist, reicht es nicht, die institutionellen Anleger zu überzeugen. Nötig ist auch die Zustimmung der vielen Kleinaktionäre.

Zunächst hatte deshalb Sanofi mit Zeitungsanzeigen geworben, auf denen ein krankes Kind gezeigt wurde, dem – so die Werbeaussage – nach einem Zusammengehen von Aventis mit neuen Medikamenten schneller geholfen werden könne. Diese Anzeige war allerdings von den Ethikkommissionen der Werbewirtschaft abgemahnt worden. Sanofi hatte daraufhin zugesagt, sie nicht mehr zu verwenden.

Seit Freitag wirbt Aventis ebenfalls in ganzseitigen Zeitungsanzeigen um ein Votum der Aktionäre gegen die Übernahme. Die Anzeigenmotive spielen drastisch auf die Beipackzettel und Warnhinweise bei Arzneimitteln an. Die Aventis-Aktionäre werden vor den „Nebenwirkungen“ einer feindlichen Übernahme gewarnt: Sollte Sanofi den Patentstreit in den USA um das Medikament Plavis verlieren, drohe ein Absturz der Sanofi-Aktie. Der Patentverlust von Plavis und anderer Medikamente hätte Umsatzverluste von bis zu 43 Prozent zur Folge. Daneben wären im Falle der Übernahme tausende Arbeitsplätze vor allem in Deutschland und Frankreich bedroht.

Dehecq wies diese Argumente allerdings zurück. „Die Kampagne von Aventis beruht zum Teil auf vollkommen falschen Angaben", sagte der Sanofi-Chef. So sei bei dem Patentstreit in den USA um Plavix lediglich der Patentschutz in Nordamerika gefährdet. „Im schlimmsten Fall wird der Umsatzverlust höchstens die Hälfte der erwähnten 43 Prozent erreichen", erklärte Dehecq. Er zeigte sich erneut zuversichtlich, dass Sanofi den Patentprozess auch gewinnen kann. Zum Thema Arbeitsplatzabbau verwies Dehecq darauf, dass dank der guten Wachstumsraten Sanofi-Synthélabo heute mehr Menschen beschäftigt als noch vor der Fusion von Sanofi und Synthélabo.

Die EU-Kommission erklärte am Freitag, sie werde das Angebot von Sanofi für Aventis prüfen. Bis zum 15. April will die Kommission entscheiden, ob sie das Vorhaben billigt, oder eine vertiefte Prüfung einleitet.

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