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Kopf hoch. Noch ist nichts endgültig entschieden, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. Allerdings muss er in den kommenden Tagen und Wochen mit Kundgebungen der Mitarbeiter rechnen – wie hier im Juni 2009 vor der Düsseldorfer Zentrale. Foto: picture alliance / dpa

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Wirtschaft: Bei Eon geht die Angst um

Der größte deutsche Energiekonzern will bis zu 11 000 Stellen streichen. Politiker zeigen sich gespalten

Berlin - Gewerkschaften haben teils mit Entsetzen auf die geplanten Stellenstreichungen bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon reagiert und Widerstand angekündigt. Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Industriegewerkschaft Industrie, Chemie, Energie (IG BCE) seien Gerüchte der vergangenen Tage, Eon könne sich bald von 10 000 Mitarbeitern trennen, noch zu optimistisch. Sie sprachen noch am Mittwoch, nach einer Aufsichtsratssitzung am Vorabend, von 11 000 Stellen, 60 Prozent davon in Deutschland.

In der Konzernzentrale in Düsseldorf mochte EonChef Johannes Teyssen die Angaben indes nicht bestätigen. Er nannte die Zahlen „reine Spekulation“. In einer Telefonkonferenz sagte er: „Wir können solche Aussagen heute noch nicht machen“. Entscheidungen sollten im Herbst fallen. Das Management werde in diesen Tagen an den verschiedenen Standorten den Hintergrund der angepeilten Sparmaßnahmen erläutern.

„Man kann doch die Leute nicht auf das Damoklesschwert über ihren Köpfen hinweisen, ihnen aber verschweigen, wann und wo es herunterfallen wird“, kritisierte ein Sprecher von Verdi Bayern die Aussagen. In München sitzt die Zentrale der großen Konzernsparte Eon Energie AG mit insgesamt 30 700 Mitarbeitern. Von dort aus koordiniert Eon unter anderem den Vertrieb von Strom und Gas in Zentraleuropa. Andere große Standorte befinden sich unter anderem in Hannover (Eon Kraftwerke, Eon IT) und Essen (Eon Ruhrgas AG).

Da allgemein vermutet wird, dass vor allem in der Verwaltung Stellen gestrichen werden, reagierte die für diese Mitarbeiter zuständige Gewerkschaft Verdi besonders entschieden. „Es droht ein Kahlschlag bei der Beschäftigung im Konzern. Das wird unseren Widerstand hervorrufen“, sagte Erhard Ott aus dem Bundesvorstand. Er nannte die Überlegungen der Konzernzentrale „nicht schlüssig“, daher werde Verdi mit dem Betriebsrat Alternativvorschläge erarbeiten. „Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2012 ausgeschlossen. Wir verlangen, dass dies fortgeschrieben wird“, sagte Ott und verlangte zugleich auch Zusagen für die Mitarbeiter, die in den Kernkraftwerken beschäftigt sind, die nun stillgelegt werden. „Mit dem vollständigen Rückbau der Anlagen kann Beschäftigung über einen sehr langen Zeitraum gesichert werden“, ergänzte Ott.

Die IG BCE signalisierte dagegen zunächst Verständnis für die äußeren Umstände, die Eon unter Druck setzen. Die Aufsichtsratssitzung am Dienstag habe gezeigt, dass die wirtschaftliche Lage des Konzerns angespannt ist. „Verantwortlich dafür sind neben Marktentwicklungen und veränderten energiepolitischen Rahmenbedingungen auch hausintern getroffene Weichenstellungen“, hieß es in einer Mitteilung. „Sozialverträglichkeit ist ein unabdingbares Muss bei allen möglicherweise anstehenden Maßnahmen“.

In Berlin bezeichneten die Grünen den angekündigten Stellenabbau als „Konsequenz einer über Jahre verfehlten Konzernpolitik“, wie Oliver Krischer, Energieexperte der Bundestagsfraktion, sagte. „Beharrlich hat der Konzern die Zeichen der Zeit nicht erkannt und an seinem veralteten Geschäftsmodell mit Kohle- und Atomkraftwerken festgehalten“, sagte er. Bedauern, wenngleich auch grundsätzliches Verständnis kam aus Bayerns Landespolitik. Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) erklärte schriftlich: „Die Straffung der Verwaltungsstrukturen ist eine unternehmerische Entscheidung, die wir respektieren müssen – auch wenn jeder in Bayern wegfallende Arbeitsplatz sehr bedauerlich ist“. ENERGIE]

Grundsätzlich steht Eon im Vergleich mit den drei anderen großen Stromkonzernen auf dem deutschen Markt relativ gut da. Der Konzern begann unter der Führung von Johannes Teyssen schon lange vor den Beschlüssen zur Energiewende mit dem Verkauf von ausländischen Sparten, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Zudem ist der Kraftwerkspark deutlich jünger als etwa beim größten Wettbewerber RWE.

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