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Wirtschaft: Bei Karstadt sind noch viele Fragen offen

Das Schweigen des möglichen Großaktionärs Schickedanz enttäuscht die Börse / Kurs bröckelt abVON MARGARITA CHIARI BERLIN.Es kommt selten vor, doch im Fall Karstadt sind sich Börsenanalysten und Gewerkschaften einig: Der angekündigte Einstieg der Schickedanz-Gruppe, als - die Zustimmung des Kartellamtes vorausgesetzt - neuer Großaktionär beim Essener Warenhauskonzern könne für Karstadt nur von Vorteil sein.

Das Schweigen des möglichen Großaktionärs Schickedanz enttäuscht die Börse / Kurs bröckelt abVON MARGARITA CHIARI BERLIN.Es kommt selten vor, doch im Fall Karstadt sind sich Börsenanalysten und Gewerkschaften einig: Der angekündigte Einstieg der Schickedanz-Gruppe, als - die Zustimmung des Kartellamtes vorausgesetzt - neuer Großaktionär beim Essener Warenhauskonzern könne für Karstadt nur von Vorteil sein.Der Sprecher der Deutschen-Angestellten-Gewerkschaft (DAG) in Berlin, Roland Tremper, sieht es "grundsätzlich positiv", wenn nach den Jahren der Restrukturierung im Gefolge der Karstadt/Hertie-Fusion "nun Profis bei Karstadt das Ruder übernehmen" - ein klarer Seitenhieb auf den bisherigen Mehrheitsaktionär, die Hertie-Stiftung, die mit der Diskussion über die Person von Vorstandschef Walter Deuss im vergangenen Jahr für zusätzliche Unruhe bei der Belegschaft gesorgt hat.Positiv aber auch das Urteil der Analysten.Denn dort, wo man die Karstadt-Aktie bislang unter der Rubrik "Untergewichten" einordnete, heißt es nun: "Es kann nur besser werden".Die Börse schien dies zunächst ähnlich zu sehen.Am Montag legten Karstadt um sechs DM auf den Schlußkurs von 653 DM zu.Doch am Dienstag ging es im gleichen Maß wieder bergab - auf den Freitags-Schlußkurs von 647 DM.Thomas Hofmann, Analyst bei der Commerzbank, wollte dies aber nicht als Absage einstufen."Angesichts des generellen Trends zu größeren Einheiten im Handel ist der Zusammenschluß tendenziell nur positiv zu bewerten".Der Markt aber habe die Übernahme zum Teil schon im vergangenen Jahr honoriert, als Schickedanz sich mit 20,3 Prozent an Karstadt beteiligte und über weitere Anteile spekuliert wurde.Damals schnellte die Karstadt-Aktie kurzzeitig über die 700-DM-Marke.Hinzu komme aber nun, daß sich die beiden Partner über die weiteren Pläne bedeckt halten."Das ist bedauerlich", sagte Hofmann.Auch Deutsche-Bank-Analyst Nikolai Baltruschat hält es für "schwierig, Fantasie zu entwiêkeln, wenn keine Fakten genannt werden".Dabei sind sich die Beobachter über die Vorteile des Zusammenschlusses durchaus einig.Synergien lassen sich vor allem im Versandhausbereich, durch den Verbund von Quelle mit der Karstadt-Tochter Neêkermann, realisieren - warum Schickedanz am Montag den engen Verbund ausschloß, gilt in der Branche als Rätsel.Einsparungen werden mit Sicherheit im Bereich des Einkaufs zu realisieren sein.Eine zentrale Frage aber bleibt, wie es nun bei Karstadt weitergehen wird.Denn Karstadt hat noch Aufräumarbeiten vor sich.Anders als der Konkurrent Kaufhof, der im vergangenen Jahr einen Ergebnissprung von 30 Prozent auf etwa 140 Mill.DM präsentierte, enttäuschte Karstadt mit einem deutlich verringerten Jahresüberschuß von 58,6 Mill.DM nach 109 Mill.im Jahr davor.Kurz vor Weihnachten mußte Karstadt-Chef Walter Deuss dann auch noch seine Prognose, der Jahresüberschuß werde 1997 auf 150 Mill.DM steigen, nach unten korrigieren.Das Ergebnis werde wohl eher bei 100 Mill.DM liegen, räumte er ein.So bleiben Beobachter auch vorsichtig, ob die nun in Angriff genommene Umgestaltung der 223 Kaufhäuser, für die Karstadt bis 1999 rund 1 Mrd.DM ausgeben will, und das im vergangenen Jahr eingeleitete Kostensenkungsprogramm "Busy" so rasch Erfolge zeigen wird.Die Kritik an Deuss ist noch nicht verstummt.Commerzbank-Analyst Hofmann schließt auch nicht aus, daß dies mit ein Grund für den Kursverlust von Dienstag sein könnte.Die "kampflose" Übergabe der Hertie-Stiftung an Quelle werde auch als "Sieg von Deuss" interpretiert.Ob es daher zu einem Management-Wechsel kommt, und etwa Quelle-Schickedanz-Chef Steffen Stremme das Zepter übernimmt, ist offen, Analyst Baltruschat hält zumindest einen schnellen Wechsel "für eher unwahrscheinlich".Als sicher aber gilt zumindest die Zustimmung der Kartellamtes.In Berlin hieß es zwar, daß die offizielle Anmeldung noch nicht vorliege.Eine klare Untersagung aber, so Kartellamtssprecher Markus Lange, "ist wenig wahrscheinlich".

MARGARITA CHIARI

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